Universität Bielefeld FH Dortmund FH Münster RWTH Aachen Ruhr-Universität Bochum Universität Münster
Universität Siegen Universität Wuppertal Universität zu Köln HSPV NRW KKF LKA NRW
Universität Bielefeld
Prof. Dr. Michael Lindemann
Prof. Dr. Jost Reinecke
Überregionale und regionale Bedeutung des gesellschaftlichen Zusammenhalts: Konzeptionen und Messungen relevanter Konstrukte - (BIE_F_02), Teilprojekt des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ)
Das Projekt untersucht zunächst die Dimensionen und möglichen Erklärungskonzepte des gesellschaftlichen und sozialen Zusammenhalts auf der Grundlage bestehender standardisierter Befragungen, die im Interdisziplinären Institut für Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) aber auch in anderen Institutionen (zum Beispiel bei der Bertelsmann-Stiftung) erhoben wurden. Es werden überregionale, regionale und explizit auch kleinräumige Studien berücksichtigt. Die systematische und vollständige Erfassung sowohl zentraler Erklärungskonzepte des gesellschaftlichen Zusammenhalts als auch die Dimensionierung im Sinne eines „konstruktiven“ und „destruktiven“ Zusammenhalts stehen dabei im Vordergrund. Die Aufarbeitung der einzelnen Datensätze, die Zusammenstellung der einzelnen Messungen und Skalen und der Vergleich der Ergebnisse im Sinne einer Bestandsaufnahme kennzeichnen die ersten Arbeitsschritte. Darüber hinaus wird eine systematische Evaluation relevanter, aber bisher noch nicht in diesem Forschungskontext berücksichtigter Konzepte (insbesondere Ungerechtigkeitssensibilität) vorgenommen. Die Analysen sollen über den Kontext des Teilinstituts in Bielefeld hinaus die inhaltlichen und methodischen Arbeiten zum Aufbau des „Zusammenhaltspanels“ im Datenzentrum in Bremen unterstützen. Da das zu evaluierende Datenmaterial auch teilweise über den deutschen Kontext hinausgeht, wird eine europäische (internationale) Perspektive in den einzelnen Untersuchungsschritten einbezogen. In einer sich anschließenden Arbeitsphase werden ausgewählte Konzepte in kleineren qualitativen und quantitativ orientierten Studien im Hinblick auf ihre Messgenauigkeit (Reliabilität und Validität) für unterschiedliche Erhebungsmodi (schriftlich, mündlich, telefonisch, online) getestet. Diese Pretests liefern wesentliche Informationen für die weitere Verwendung in geplanten Studien der Teilinstitute des FGZ. Die Tauglichkeit für das im FGZ geplante Monitoring im Zeitverlauf („Zusammenhaltspanel“) sowie die konzipierten Regionalstudien steht hier ebenfalls im Vordergrund. Abschließend werden alle geeigneten Instrumente in Form eines Online-Skalenhandbuchs zusammengestellt sowie Empfehlungen ausgearbeitet, inwieweit sich die untersuchten Instrumentarien zum Einsatz in weiteren Surveys ‒ in Abhängigkeit der verschiedenen Modi ‒ eignen. Der thematische Bezug ergibt sich durch die Analyse der einzelnen Dimensionen des konstruktiven und destruktiven Zusammenhalts. Es werden vornehmlich Konstrukte, wie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, soziale Deprivation, Populismus, Demokratiefeindlichkeit oder Perspektiven von Ungerechtigkeitssensibilität erfasst, die in einem negativen Zusammenhang zum gesellschaftlichen Zusammenhalt stehen. Des Weiteren werden Konstrukte wie Toleranz, Integrationsbereitschaft oder politische Partizipation und solche Perspektiven von Ungerechtigkeitssensibilität untersucht, die in einem positiven Zusammenhang zum gesellschaftlichen Zusammenhalt stehen. Das Projekt leistet in der Gesamtkonzeption des FGZ einen empirisch-analytischen Beitrag und steht in enger Verbindung zum Zusammenhaltspanel des Datenzentrums Zusammenhalt.
Status: laufend seit 06/2020 (bis voraussichtlich 12/2024)
beteiligte Institutionen: Interdisziplinäre Institut für Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), Universität Bielefeld & Bertelsmann-Stiftung
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Jost Reinecke, Dr. Lena Verneuer-Emre, Prof. Dr. Olaf Groh-Samberg, Prof. Dr. Carmen Zurbriggen, Dr. Jonas Rees, Anne Stöcker
Förderung durch: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Homepage: FGZ
Keywords: Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Ungerechtigkeit – Populismus
Intergruppenkontakte und ethnische Vorurteile bei Beschäftigten in öffentlichen Institutionen (INRA_B01)
Das Teilprojekt geht der Frage nach, inwieweit dienstliche Kontakte von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes zu Ausländer:innen bzw. Personen mit Migrationshintergrund dazu führen können, dass gruppenbezogene Abwertungen, ethnische Vorurteile und Diskriminierungsbereitschaft befördert oder reduziert werden. Es soll dabei untersucht werden, ob die Kontaktsituationen positiv oder negativ zu bewerten sind und wie diese Kontakterfahrungen sich auf die Einstellungen der Beschäftigten auswirken. Darüber hinaus wird eine genaue Evaluation der vermittelnden (mediierenden) und interagierenden (moderierenden) Faktoren angestrebt. Das Projekt bezieht seine Daten aus der zentralen Beschäftigtenbefragung des Projekts A06. Die Untersuchungseinheit sind Beschäftigte in vorwiegend Bundesbehörden mit Bürger:innenkontakt wie Zoll, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundesagentur für Arbeit und ggfls. die Bundespolizei. In der standardisierten Erhebung sollen itemgestützte Fragen eingesetzt werden. Das Projekt kooperiert eng mit den folgenden Teilprojekten: „Netzwerkstrukturen“ (B09), „Einstellungen und Aufstiege im öffentlichen Dienst“ (B10), „Einstellungen und Erfahrungen“ (B11), Diskriminierung im Behördenalltag“ (B12) sowie „Rassistische Diskriminierung in Institutionen“ (A05). Das Projektziel ist erreicht, wenn statistisch abgesichert ist, inwieweit Kontaktsituationen zwischen Beschäftigten und Ausländer:innen bzw. Personen mit Migrationshintergrund systematisch durch ethnisch bedingte Vorurteile beeinflusst werden.
Status: laufend seit 10/2021 (bis voraussichtlich 12/2024)
beteiligte Institutionen: Professur für Methoden der empirischen Sozialforschung mit dem Schwerpunkt quantitative Methoden, Universität Bielefeld
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Jost Reinecke, Dr. Lena Verneuer-Emre (RWTH Aachen), Prof. Dr. Oliver Wagner (Universität Marburg)
Förderung durch: Bundesministerium des Innern und für Heimat
Homepage: INRA
Keywords: Intergruppenkontakte – Rassismus – Vorurteile – Diskriminierung
Kriminalität in der modernen Stadt
Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Panelstudie Kriminalität in der modernen Stadt wird seit 2002 in Duisburg durchgeführt. Die Grundgesamtheit besteht aus Schülerinnen und Schülern, die 2002 die siebte Klasse einer Duisburger Schule besuchten. Zu Beginn nahmen 3.411 Personen und somit 61 % der Grundgesamtheit an der Befragung teil. Im Durchschnitt liegen für jede der bislang durchgeführten 12 Erhebungen Daten von 3.000 Personen vor und ermöglichen so die Analyse typischer Delinquenzverläufe und Erklärungszusammenhänge vom 13. bis zum 28. Lebensjahr. Die Untersuchung wird 2019 mit der 13. Befragung im 30. Lebensjahr der Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitergeführt. Es wird sowohl das Dunkelfeld der selbstberichteten Delinquenz als auch die Hellfeldkriminalität anhand von Verfahrenseinstellungen und Verurteilungen aus dem Erziehungs- und Bundeszentralregister erhoben. Als mögliche Erklärungsfaktoren für delinquentes Verhalten wird unter anderem die Einbindung in soziale, schulische und berufliche Beziehungen, der Lebensstil, das Freizeitverhalten, die Einstellung zu Normen und Entscheidungspräferenzen und Kontakte zu Polizei oder Justiz untersucht.
Status: laufend seit 2002 (bis voraussichtlich 2023)
beteiligte Institutionen: Professur für Methoden der empirischen Sozialforschung mit dem Schwerpunkt quantitative Methoden, Universität Bielefeld & Institut für Kriminalwissenschaften, Professur für Kriminologie, Universität Münster
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Jost Reinecke, Prof. Dr. Klaus Boers, Dr. Christina Beckord (ehem. Bentrup)
Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft
Homepage: KrimStad bzw. Crimoc
Keywords: juvenile delinquency – longitudinal – life-course – self-reported delinquency
Dr. Christina Beckord (ehem. Bentrup)
Die intergenerationale Transmission von Gewalt: eine kombinierte prospektive kriminologische und neurobiologische Untersuchung
Obwohl die intergenerationale Transmission von Gewalt ein allgemein bekanntes Phänomen ist, sind die den unterschiedlichen Transmissionspfaden zu liegenden Mechanismen noch weitestgehend unbekannt. In dem vorliegenden integrativen soziologischen und neurobiologischen intergenerationalen Forschungsvorhaben soll deshalb die Entwicklung von Kindern (Generation 3, G3) von Eltern (Generation 2, G2), deren Erziehungsverhalten und -erfahrungen (durch Generation 1, G1) bereits in der Studie „Kriminalität in der modernen Stadt“ (CrimoC) erhoben worden sind, untersucht werden. Insbesondere soll die Bedeutung der vier Formen der Gewalterfahrung und -ausübung in der Generation G2 (Non-Violents, Maintainer, Cycle Breaker und Initiator) für die Entwicklung der Generation G3 überprüft werden. Basierend auf dem um die nächste Generation erweiterten integrativen strukturdynamischen Modell delinquenten Verhaltens (SDM) und der differentiellen Suszeptibilitätshypothese nehmen wir an, dass positive und negative soziale Faktoren sich in Abhängigkeit von der biologischen Suszeptibilität des Individuums unterschiedlich stark auswirken und Einfluss darauf nehmen, ob Gewalt weitergegeben (M) oder die Transmission unterbrochen wird (Cycle Breaker). Ferner wird angenommen, dass die aktuellen Handlungsentscheidungen von G3 für oder gegen regelverletzendes Verhalten durch die neurobiobehaviorale Synchronizität in der täglichen Eltern-Kind-Interaktion moduliert werden. Das Vorhaben basiert auf den Paneldaten der CrimoC-Studie, welche um die nächste Generation und das intergenerationale Zusammenspiel zwischen G2 und G3 erweitert werden sollen. Umfassende Fragebogenerhebungen, diagnostische Interviews, bildgebende und genetische Untersuchungen der Eltern-Kind-Dyade werden mit neuropsychologischen Untersuchungen und Interaktionsbeobachtungsverfahren kombiniert. Auf diese Weise bietet sich die einzigartige Gelegenheit, soziologische, psychologische und neurobiologische Mechanismen der unterschiedlichen Transmissionspfade von Gewalt zu untersuchen.
Status: Start 08/2022
beteiligte Institutionen: Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld & Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, RWTH Aachen
beteiligte Forscher/innen: Dr. Christina Beckord (ehem. Bentrup), Prof. Dr. Kerstin Konrad
Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft
Keywords: intergenerational transmission – neurobiocriminology – longitudinal – violence
Fachhochschule Dortmund
EU-Pretrialrights
Fragestellung: Wie werden die Anforderungen aus der EU-Richtlinie 2016/1919 über den Zugang zu kostenloser anwaltlicher Unterstützung für Personen, die einer Straftat verdächtigt oder beschuldigt werden, aber noch nicht verurteilt sind oder die einem EU-Haftbefehl unterliegen, während ihrer Inhaftierung in den am Projekt beteiligten Mitgliedstaaten der Europäischen Union sichergestellt? Welcher Ergänzungen der Richtlinie bedarf es, damit diese im Sinne des Zugangs insbesondere zu kostenloser Rechtshilfe betreffend den Vollzug dieser Haft wirksam wird? Das Projekt wird im Verbund des Prison Litigation Network durchgeführt (http://www.prisonlitigation.org/).
Status: laufend seit 09/2017 (bis voraussichtlich 02/2019)
beteiligte Institution: Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften: Strafvollzugsarchiv Fachhochschule Dortmund
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Christine Graebsch, Christina Lederer, Pascal Décarpes
Förderung durch: Kommission der Europäischen Union
Homepage: EU-Pretialrights
Keywords: Legal aid – pretrial detention – prisoners’ rights
EU-Prison Radicalisation Project
Fragestellung: Welche Programme und Prognoseinstrumente sind in den beteiligten Ländern in Haftanstalten mit dem Ziel im Einsatz, der Radikalisierung von Gefangenen entgegenzuwirken und wie verhalten sich diese zu wissenschaftlichen Erkenntnissen betreffend ihre Wirkung? Das Projekt wird im Verbund des European Prison Observatory durchgeführt (http://www.prisonobservatory.org/)
Status: laufend seit 11/2017 (bis voraussichtlich 10/2019)
beteiligte Institution: Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften: Strafvollzugsarchiv, Fachhochschule Dortmund
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Christine Graebsch, Melanie Schorsch
Förderung durch: Kommission der Europäischen Union
Homepage: PRP
Keywords: radicalisation – risk assessment – desistance – prisoners‘ rights
Fachhochschule Münster
Entwicklung und Anwendung einer Skala zur Messung von Korruptionsanfälligkeit von Gruppen (Hannoversche Korruptionsskala, HKS 38)
Die innerhalb der Forschungskooperation mit der Hochschule Hannover (Fachbereich Wirtschaft (Prof. Dr. Sven Litzcke, Professur für Human Resource Management und Wirtschaftspsychologie) erarbeitete Skala HKS 38 ist ein Fragebogen, der psychometrischen Gütekriterien gerecht wird und die Einschätzung von Korruptionsanfälligkeiten zulässt. Dies wird dadurch möglich, dass durch den Fragebogen Risikofaktoren gemessen werden, die in einer Person begründet liegen – also ihre Einstellungen zu Korruption. Damit erfasst der Fragebogen einen Risikobereich für Korruption, der jenseits von situativen Einflüssen für Korruption liegt. Da der Fragebogen in Deutschland anhand einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Wohnbevölkerung normiert wurde, erlaubt er außerdem einen Vergleich der jeweiligen Stichprobe mit der Allgemeinbevölkerung. Die Entwicklung der Skala wurde gefördert vom TÜV Hannover/Sachsen-Anhalt e.V. 2017 wurde die Skala vom Referat Prävention und Ursachenforschung des Österreichischen Bundesamtes zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) in Kooperation mit der Hochschule Hannover und der Fachhochschule Münster in der Studie „Einstellungen zu Korruption in Österreich“ eingesetzt zur vergleichenden Messung der Korruptionsanfälligkeit von Polizeischülerinnen und -schüler sowie Jura- sowie Psychologiestudierenden. Weite Einsätze sind bereits in Vorbereitung. Darüber hinaus finden seit 2011 fortlaufend qualitative Messungen zu Korruption und korruptionsnahen Handlungen im Sozialwesen statt.
Status: laufend seit 01/2010
beteiligte Institutionen: Fachbereich Sozialwesen, Professur für Soziologie und Recht, Fachhochschule Münster & Professur für Human Resource Management und Wirtschaftspsychologie, Hochschule Hannover
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Ruth Linssen, Prof. Dr. Sven Litzcke
Homepage: HKS 38
Keywords: Korruption im öffentlichen Sektor – Korruption – Sozialwesen – Compliance – Skala – HKS 38 – Korruptionsprävention
Crime Stories - Digitale Selbstlernaufgaben aus dem Strafrecht
Im Projekt werden Strafrechtsfälle, die relevante Bezüge zum Beruf des Sozialarbeiters aufweisen und zudem Variationsmöglichkeiten zur Weiterbearbeitung beinhalten, als Video produziert. Sie sollen von den Studierenden (mit vorgegebenen Materialien, Fragen oder auch Rechercheaufgaben verbunden) bearbeitet und im Seminar besprochen und variiert werden.
Das Projekt hat damit folgende Ziele:
- Aneignung abstrakter juristischer Inhalte einüben
- Rezeptionsgewohnheiten der Studierenden nutzen (Videos ergänzend zu Text)
- Selbstlernen statt Frontal-Input (Einzeln oder in Gruppen, je nach Bedarf)
- Mit problembasiertem Lernen (Lernen am Einzelfall) zum Selbstlernen motivieren
- Selbststudium moderieren und Lernstand reflektieren in Präsenzphasen
Status: laufend seit 10/2017 (bis voraussichtlich 03/2019)
beteiligte Institution: Fachbereich Sozialwesen, Professur für Soziologie und Recht, Fachhochschule Münster
beteiligte Forscherinnen: Prof. Dr. Ruth Linssen
Homepage: Crime Stories
Keywords: Blended Learning – Linssen Law Learning – Inverted Classroom – Strafrecht für Soziale Arbeit
RWTH Aachen University
Überregionale und regionale Bedeutung des gesellschaftlichen Zusammenhalts: Konzeptionen und Messungen relevanter Konstrukte - (BIE_F_02), Teilprojekt des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ)
Das Projekt untersucht zunächst die Dimensionen und möglichen Erklärungskonzepte des gesellschaftlichen und sozialen Zusammenhalts auf der Grundlage bestehender standardisierter Befragungen, die im Interdisziplinären Institut für Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) aber auch in anderen Institutionen (zum Beispiel bei der Bertelsmann-Stiftung) erhoben wurden. Es werden überregionale, regionale und explizit auch kleinräumige Studien berücksichtigt. Die systematische und vollständige Erfassung sowohl zentraler Erklärungskonzepte des gesellschaftlichen Zusammenhalts als auch die Dimensionierung im Sinne eines „konstruktiven“ und „destruktiven“ Zusammenhalts stehen dabei im Vordergrund. Die Aufarbeitung der einzelnen Datensätze, die Zusammenstellung der einzelnen Messungen und Skalen und der Vergleich der Ergebnisse im Sinne einer Bestandsaufnahme kennzeichnen die ersten Arbeitsschritte. Darüber hinaus wird eine systematische Evaluation relevanter, aber bisher noch nicht in diesem Forschungskontext berücksichtigter Konzepte (insbesondere Ungerechtigkeitssensibilität) vorgenommen. Die Analysen sollen über den Kontext des Teilinstituts in Bielefeld hinaus die inhaltlichen und methodischen Arbeiten zum Aufbau des „Zusammenhaltspanels“ im Datenzentrum in Bremen unterstützen. Da das zu evaluierende Datenmaterial auch teilweise über den deutschen Kontext hinausgeht, wird eine europäische (internationale) Perspektive in den einzelnen Untersuchungsschritten einbezogen. In einer sich anschließenden Arbeitsphase werden ausgewählte Konzepte in kleineren qualitativen und quantitativ orientierten Studien im Hinblick auf ihre Messgenauigkeit (Reliabilität und Validität) für unterschiedliche Erhebungsmodi (schriftlich, mündlich, telefonisch, online) getestet. Diese Pretests liefern wesentliche Informationen für die weitere Verwendung in geplanten Studien der Teilinstitute des FGZ. Die Tauglichkeit für das im FGZ geplante Monitoring im Zeitverlauf („Zusammenhaltspanel“) sowie die konzipierten Regionalstudien steht hier ebenfalls im Vordergrund. Abschließend werden alle geeigneten Instrumente in Form eines Online-Skalenhandbuchs zusammengestellt sowie Empfehlungen ausgearbeitet, inwieweit sich die untersuchten Instrumentarien zum Einsatz in weiteren Surveys ‒ in Abhängigkeit der verschiedenen Modi ‒ eignen. Der thematische Bezug ergibt sich durch die Analyse der einzelnen Dimensionen des konstruktiven und destruktiven Zusammenhalts. Es werden vornehmlich Konstrukte, wie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, soziale Deprivation, Populismus, Demokratiefeindlichkeit oder Perspektiven von Ungerechtigkeitssensibilität erfasst, die in einem negativen Zusammenhang zum gesellschaftlichen Zusammenhalt stehen. Des Weiteren werden Konstrukte wie Toleranz, Integrationsbereitschaft oder politische Partizipation und solche Perspektiven von Ungerechtigkeitssensibilität untersucht, die in einem positiven Zusammenhang zum gesellschaftlichen Zusammenhalt stehen. Das Projekt leistet in der Gesamtkonzeption des FGZ einen empirisch-analytischen Beitrag und steht in enger Verbindung zum Zusammenhaltspanel des Datenzentrums Zusammenhalt.
Status: laufend seit 06/2020 (bis 12/2022)
beteiligte Institutionen: Interdisziplinäre Institut für Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), Universität Bielefeld & Bertelsmann-Stiftung
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Jost Reinecke, Dr. Lena Verneuer-Emre, Prof. Dr. Olaf Groh-Samberg, Prof. Dr. Carmen Zurbriggen, Dr. Jonas Rees, Anne Stöcker
Förderung durch: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Homepage: FGZ
Keywords: Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Ungerechtigkeit – Populismus
Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Thomas Feltes
Polizei-Newsletter
Der Polizei-Newsletter informiert monatlich über aktuelle Forschungen, Aufsätze und Berichte mit Bezug zu Polizei und Sicherheit. Seit der ersten Ausgabe im März 1999 sind über 230 monatliche Newsletter mit mehr als 3.500 einzelnen Meldungen erschienen. Derzeit haben über 8.500 Personen den Newsletter abonniert.
Status: laufend
beteiligte Institutionen: Felix-Verlag
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Thomas Feltes, Detlef Wydra
Förderung durch: -
Homepage: Polizeinewsletter
Keywords: Polizei – Polizeiforschung – Polizeiwissenschaft – Polizeiausbildung
Psychisch gestörte Personen als Opfer von Polizeigewalt
In den vergangenen Jahren mehren sich die Fälle, in denen psychisch gestörte Personen Opfer von Polizeigewalt werden. So ist die deutliche Mehrzahl der von der Polizei getöteten Personen erkennbar psychisch gestört und/oder steht unter Drogen-/Alkoholeinfluss. Die allermeisten dieser Fälle werden unangemessen juristisch aufgearbeitet. Das Projekt soll der Frage nachgehen, welche Gemeinsamkeiten diese Fälle aufweisen und wie die Aus- und Fortbildung der Polizei in diesem Bereich verbessert werden kann.
Status: laufend
beteiligte Institutionen: -
beteiligte Forscher/innen: Dr. Michael Alex, Dr. Nahlah Saimeh, Prof. Dr. Thomas Feltes
Förderung durch: -
Homepage: -
Keywords: Polizeigewalt – polizeiliche Todesschüssen – psychisch Kranke – psychisch Gestörte
Der administrative Ansatz in der Strafverfolgung
Mit dem Begriff des administrativen Ansatzes wird ein Vorgehen beschrieben, mit dem vermeintlichen Straftätern die Nutzung der ihnen rechtlich zustehenden administrativen Infrastruktur verwehrt wird. Dies trifft besonders häufig Menschen, denen keine Straftat nachgewiesen wurde oder die von Gerichten freigesprochen wurden. Dieser administrative Ansatz wird seit 2010auf europäischer Ebene entwickelt. In Deutschland wurde zunächst zur Bekämpfung der sog. „Rockerkriminalität“ eingesetzt, seit geraumer Zeit auch zur Bekämpfung von „Clankriminalität“ und in anderen Bereichen. Im Rahmen des Projektes sollen die rechtlichen, kriminologischen und gesellschaftspolitischen Risiken und Nebenwirkungen dieses Ansatzes herausgearbeitet werden. Das eigens gegründete „European Network on the Administrative Approach tackling serious and organised crime“ (ENNA) wird mit Mitteln der EU finanziert und durch die Europäische Kommission, Europol, Eurojust, EUCPN unterstützt, bleibt aber weitestgehend unsichtbar. Quelle: https://administrativeapproach.eu
Status: laufend
beteiligte Institutionen: -
beteiligte Forscher/innen: Felix Rauls, Prof. Dr. Thomas Feltes
Förderung durch: -
Homepage: -
Keywords: administrativer Ansatz – Strafverfolgung – Rocker – Clans – Europol – ENNA – Eurojust – EUCPN – EU
Prof. Dr. Ingke Goeckenjan
Jun.-Prof. Dr. Sebastian Golla
KISTRA: Einsatz von KI zur Früherkennung von Straftaten
Ziel von KISTRA ist die Erforschung der Möglichkeiten und Rahmenbedingungen für den ethisch und rechtlich vertretbaren Einsatz von Künstlicher Intelligenz durch Ermittlungsbehörden zur Erkennung, Vorbeugung und Verfolgung von Straftaten. Dazu werden verschiedene, bedarfsgerecht anpassbare KI-Methoden zur Verarbeitung von Massendaten entwickelt. Die verschiedenen Methoden werden zusammengeführt und gemeinsam mit den Ermittlungsbehörden evaluiert.
Status: laufend seit 2020 (bis Juni 2023)
beteiligte Institutionen: Juniorprofessur für Kriminologie, Strafrecht und Sicherheitsforschung im digitalen Zeitalter, Ruhr-Universität Bochum & Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS), München & Bundeskriminalamt & Landeskriminalamt Berlin & Ludwig-Maximilians-Universität München & Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern & Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen & Technische Universität Berlin & Technische Universität Darmstadt & Universität Duisburg-Essen & Munich Innovation Labs GmbH
beteiligte Forscher/innen: Jun.-Prof. Dr. Sebastian Golla
Förderung durch: Bundesministerium für Bildung und Forschung (Programm Forschung für die zivile Sicherheit: „Künstliche Intelligenz in der zivilen Sicherheitsforschung“)
Homepage: KISTRA
Keywords: Künstliche Intelligenz – Strafverfolgung – Hate Speech
Universität Münster
Kriminalität in der modernen Stadt
Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Panelstudie Kriminalität in der modernen Stadt wird seit 2002 in Duisburg durchgeführt. Die Grundgesamtheit besteht aus Schülerinnen und Schülern, die 2002 die siebte Klasse einer Duisburger Schule besuchten. Zu Beginn nahmen 3.411 Personen und somit 61 % der Grundgesamtheit an der Befragung teil. Im Durchschnitt liegen für jede der bislang durchgeführten 12 Erhebungen Daten von 3.000 Personen vor und ermöglichen so die Analyse typischer Delinquenzverläufe und Erklärungszusammenhänge vom 13. bis zum 28. Lebensjahr. Die Untersuchung wird 2019 mit der 13. Befragung im 30. Lebensjahr der Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitergeführt. Es wird sowohl das Dunkelfeld der selbstberichteten Delinquenz als auch die Hellfeldkriminalität anhand von Verfahrenseinstellungen und Verurteilungen aus dem Erziehungs- und Bundeszentralregister erhoben. Als mögliche Erklärungsfaktoren für delinquentes Verhalten wird unter anderem die Einbindung in soziale, schulische und berufliche Beziehungen, der Lebensstil, das Freizeitverhalten, die Einstellung zu Normen und Entscheidungspräferenzen und Kontakte zu Polizei oder Justiz untersucht.
Status: laufend seit 2002 (bis voraussichtlich 2023)
beteiligte Institutionen: Institut für Kriminalwissenschaften, Professur für Kriminologie, Universität Münster & Professur für Methoden der empirischen Sozialforschung mit dem Schwerpunkt quantitative Methoden, Universität Bielefeld
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Klaus Boers, Prof. Dr. Jost Reinecke, Dr. Christina Beckord (ehem. Bentrup)
Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft
Homepage: KrimStad bzw. Crimoc
Keywords: juvenile delinquency – longitudinal – life-course – self-reported delinquency
Effekte jugendstrafrechtlicher Interventionen in Deutschland und England
In dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt „Effekte jugendstrafrechtlicher Interventionen in Deutschland und England“ sollen mit den Daten zweier Panel-Studien aus Deutschland (Kriminalität in der modernen Stadt (CrimoC), Universitäten Münster und Bielefeld) und England (Peterborough Adolescent and Young Adult Development Study (PADS+), University of Cambridge) die Effekte formeller Kontrollinterventionen auf die Delinquenz Jugendlicher im Hell- und Dunkelfeld untersucht werden. Ausgehend von der Annahme, dass das englische Jugendkriminalrechtssystem punitiver ausgerichtet ist als das deutsche, sollen einerseits mögliche delinquenzsteigernde Wirkungen formeller sozialer Kontrolle, andererseits auf Abschreckung oder Resozialisierung beruhende delinquenzmindernde Wirkungen untersucht werden.
Status: laufend seit 2015 (bis voraussichtlich 2022)
beteiligte Institution: Institut für Kriminalwissenschaften, Professur für Kriminologie, Universität Münster
beteiligte Forscher: Prof. Dr. Klaus Boers, Dr. Marcus Schaerff, Florian Kaiser, M.A.
Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft
Keywords: Interventionseffekte – Abschreckung – Labeling – komparative Kriminologie
Entstehungsbedingungen und rechtliche Regulierung von Unternehmenskriminalität
Aus Unternehmen heraus zu deren Nutzen verübte Straftaten sind trotz ihrer nicht zu unterschätzenden Verbreitung und zum Teil gravierenden gesellschaftlichen Auswirkungen vergleichsweise wenig erforscht. Dies gilt nicht nur für die Entstehungsbedingungen, sondern auch für die behördlichen und strafjustiziellen Reaktionen auf Unternehmenskriminalität und deren Effekte. Mit dem Forschungsvorhaben sollen die Möglichkeiten und Grenzen der rechtlichen Regulierung von Unternehmenskriminalität untersucht werden. Von besonderem Interesse ist dabei die Rolle, die das Strafrecht im Gesamtgefüge der sehr viel weiter gespannten sozialen Kontrolle unternehmensbezogener Kriminalität einnehmen kann und derzeit tatsächlich innehat. Im Unterschied zur „klassischen“ Kriminalität existiert für die Unternehmenskriminalität bereits für das Hellfeld der offiziell bekannt gewordenen Straftaten allenfalls ein äußerst unscharfes Bild. Um einen besseren Einblick zu erhalten, sollen die strafjustizielle Erfassung und die Art und Weise der Bearbeitung von Sachverhalten, die der Unternehmenskriminalität zuzuordnen sind, untersucht werden.
Status: laufend seit 2013 (bis voraussichtlich 2022)
beteiligte Institution: Institut für Kriminalwissenschaften, Professur für Kriminologie, Universität Münster
beteiligter Forscher: Dr. Christian Walburg
Keywords: Unternehmenskriminalität – soziale Kontrolle von Wirtschaftskriminalität
Universität Siegen
Zusammen vereinzelt. Geschlechterstereotype in strafvollzuglichen Bildungsmaßnahmen
Mit dem Verweis auf den sehr geringen Anteil von Frauen im Strafvollzug werden 'ihre besonderen Problemlagen' und ihre strukturelle Schlechterstellung konstatiert. Diese korrespondieren mit Geschlechterstereotypen, die im Haftkontext an vormalige Rollenbilder von Frauen anschließen und so die weitere Marginalisierung inhaftierter Frauen vorantreiben. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass nicht jede Unterscheidung zwischen 'Männern' und 'Frauen' als Benachteiligung zu fassen ist. Wie also kommt Benachteiligung im Haftkontext zum Zuge und welche Wirkmacht entfaltet sie im Haftalltag wie auch mit Blick auf die Haftentlassung? Dazu werden das Wissen um 'Frauen' und 'Männer' im Haftalltag - in den Haftabteilungen, den schulischen und beruflichen Zeiträumen wie auch im Freizeitbereich - und die damit verbundenen Positionierungen von Inhaftierten und Anstaltspersonal ethnographisch erforscht.
Status: laufend seit 2022 (bis voraussichtlich 2024)
beteiligte Institution: Universität Siegen, Fakultäten II und III
beteiligte Forscher/innen: Jun.-Prof. Dr. Dörte Negnal, Jun.-Prof. Dr. Anika Gomille, Doreen Muhl, M.A.
Förderung durch: Universität Siegen i.R.d. Professorinnenprogramm III der Bundesregierung
Homepage: GJuS (Negnal), GJuS (Gomille)
Keywords: Legal Gender Studies – Strafvollzug – Bildung – inhaftierte Frauen – Marginalisierung
Universität Wuppertal
Entwicklung eines quartiersbezogenen Austausch- und Lernprogramms zur Förderung des wechselseitigen Verständnisses von Polizei, Ordnungsdienst und Stadtgesellschaft (EQAL)
Die deutsche Polizei gilt prinzipiell als eine Institution, die in der Bevölkerung großes öffentliches Vertrauen genießt. Befragungen zeigen aber auch, dass das Vertrauen in die Arbeit der Polizei je nach ethnisch-sozialer Gruppenzugehörigkeit sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Vorangegangene Forschungsarbeiten zeigen, dass das Vertrauen in die polizeiliche Effektivität und Fairness insbesondere bei jungen Menschen und bei Personen mit Migrationsgeschichte signifikant eingeschränkt ist. Nicht zuletzt das Bekanntwerden rechtsextremer Vorfälle in einzelnen Dienst- und Chatgruppen, Diskussionen um racial profiling in der Polizei und die Thematisierung von Polizeigewalt im Kontext der Black Lives Matter-Bewegung können das Polizeivertrauen besonders in migrantisierten Communities erheblich beeinträchtigen.
Das Projekt EQAL widmet sich dem konstruktiven Austausch von Polizei, Ordnungsdiensten und Bürger:innen in diversitätsgeprägten Stadtquartieren, um gezielt und problemorientiert innovative Formate bürgernaher Polizeiarbeit zu implementieren und so der Erosion von Vertrauen in staatliche und kommunale Behörden präventiv zu begegnen.
Status: laufend seit 01/2023 (bis 12/2024)
beteiligte Institution: Bergische Universität Wuppertal, Fachgebiet Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit
beteiligte Forscher/innen: Dr. Tim Lukas, Dr. Josua Schneider
Förderung durch: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Landeshauptstadt Düsseldorf, Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen
Homepage: EQAL
Publikationen: Überblick
Keywords: Polizeivertrauen – Diversität – Citizen Police Academy
Entwicklung eines Sozialkapital-Radars für den sozialraumorientierten Bevölkerungsschutz (Sokapi-R)
Die Erfahrungen großflächiger Krisenereignisse zeigen, dass sich die Unterstützungsbereitschaft der Bevölkerung vorrangig im sozialen Nahraum der Nachbarschaft formiert. Studien zu den sozialräumlichen Bedingungen wechselseitiger Unterstützungserwartungen und -leistungen legen nah, dass deren konkrete Ausprägungen wesentlich davon abhängen, wie der gesellschaftliche Zusammenhalt im Wohnumfeld der Bürger*innen wahrgenommen und eingeschätzt wird. Als eine zentrale Voraussetzung der Anpassungsfähigkeit sozialer Gemeinschaften in Krisen und Katastrophen ist das soziale Kapital von Wohngebieten jedoch insbesondere in urbanen Räumen höchst ungleich verteilt. Vor diesem Hintergrund ist das Ziel des Projekts die Entwicklung eines Sozialkapital-Radars, mit dem sich die soziale Unterstützungsbereitschaft in verschiedenen Krisen und Katastrophenlagen kleinräumig identifizieren und nachvollziehen lässt.
Status: laufend seit 08/2021 (bis 07/2024)
beteiligte Institution: Bergische Universität Wuppertal, Fachgebiet Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit & Deutsches Rotes Kreuz, Generalsekretariat
beteiligte Forscher/innen: Dr. Tim Lukas, Dr. Bo Tackenberg
Förderung durch: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)
Homepage: Sokapi-R
Publikationen: Überblick
Keywords: Sozialer Zusammenhalt – soziales Kapital – community resilience
Universität zu Köln
Prof. Dr. Clemens Kroneberg
Jugenddelinquenz in urbanen schulischen und wohnräumlichen Kontexten (JuKo)
Soziale Kontexte nehmen in Erklärungen von Jugenddelinquenz eine prominente Rolle ein. Die kriminologische Forschung hat eine Vielzahl von Belegen für die Relevanz nachbarschaftlicher und schulischer Kontexte zusammengetragen.
Jedoch wird zumeist ein bestimmter Kontext isoliert betrachtet und selten wird handlungstheoretisch fundiert der Frage nachgegangen, welche Personen solchen Kontexteinflüssen besonders stark, weniger oder überhaupt nicht unterliegen. Für den Mangel an Studien zum Einfluss multipler Kontexte und dessen Abhängigkeit von Individualmerkmalen ist in erster Linie die Seltenheit geeigneter Datenquellen verantwortlich. JuKo nimmt sich diesen Forschungslücken an und versucht zu einem tieferen Verständnis des Einflusses des wohnräumlichen und schulischen Kontexts auf Jugenddelinquenz zu gelangen. Grundlage des Vorhabens ist die Kombination und Analyse unterschiedlicher Datenquellen, denen in ihrer Zusammenschau eine besondere Aussagekraft zukommt. Im ersten Teil des Projekts werden Daten der englischen „Peterborough Adolescent and Young Adult Development Study“ (PADS+) analysiert, die durch eine einheitliche Messung der kollektiven Wirksamkeit („collective efficacy“) eine simultane Betrachtung von nachbarschaftlichen, schulischen und familiären Einflüssen ermöglichen. Dies erfolgt in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Professor Per-Olof Wikström am kriminologischen Instituts der Universität Cambridge. In einem zweiten Teil des Projekts werden Daten der DFG-finanzierten Dunkelfeldstudie „Freundschaft und Gewalt im Jugendalter“ um räumliche Hellfelddaten der Polizeilichen Kriminalstatistik erweitert, um die Kriminalitätsbelastung schulischer und wohnräumlicher Kontext einheitlich erfassen zu können. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit der Kriminalistisch-Kriminologischen Forschungsstelle des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalens.
Das Projekt zielt auf neue Einsichten zur relativen Bedeutung schulischer und wohnräumlicher Kontexte, möglichen verstärkenden oder kompensierenden Wirkungen und ihrer Abhängigkeit von Individualmerkmalen. Die Analysen werden theoretisch angeleitet durch die Situational Action Theory von Wikström sowie durch Arbeiten zu den kriminogenen Eigenschaften sozialer Kontexte. Entsprechend wird für schulische und wohnräumliche Kontexte danach gefragt, ob und auf welche Weise ihre Kriminalitätsbelastung, die vorherrschenden sozialen Normen und das Ausmaß an sozialer Kontrolle und Vertrauen Jugenddelinquenz begünstigen - und ob Vorhandensein und Stärke dieser Einflüsse von den moralischen Einstellungen und Selbstkontrollfähigkeiten von Jugendlichen sowie von ihrer sozialräumlichen Einbettung in Gleichaltrigengruppen abhängen.
Status: laufend seit 2020 (bis voraussichtlich 12/2025)
beteiligte Institution: Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, Universität zu Köln und Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen und Centre for Analytic Criminology, Peterborough Adolescent and Young Adult Development Study (PADS+), University of Cambridge
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Clemens Kroneberg, Dipl.-Soz. André Ernst, Dr. Christof Nägel, Prof. Dr. Per-Olof Wikström, Dr. Maike Meyer, Kai Daubitz M.A., Dipl.-Psych. Vera Selle
Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft
Homepage: JuKo
Keywords: Jugendgewalt – Schule – quantitative Längsschnittanalysen – Kontextanalysen
Social Integration and Boundary Making in Adolescence (SOCIALBOND)
Das vom Europäischen Forschungsrat geförderte Projekt „Social Integration and Boundary Making in Adolescence“ (SOCIALBOND) untersucht Prozesse der Integration, Gruppenbildung und Identitätsentwicklung im Jugendalter. Dabei soll vor allem auf die gesellschaftliche Rolle von Schulen für die Integration und den Zusammenhalt einer sozial und kulturell vielfältigen Schülerschaft eingegangen werden. Die Grundlage bilden zunächst Daten der Studie „Children of Immigrants Longitudinal Survey in Four European Countries“, in der 2010 und 2011 in mehr als 900 Schulklassen in England, Deutschland, den Niederlanden und Schweden mehr als 18,000 Schülerinnen und Schüler befragt wurden. Von 2018 bis 2020 soll zudem eine neue Studie an Schulen in Nordrhein-Westfalen durchgeführt werden.
Status: laufend seit 2017 (bis voraussichtlich 2022)
beteiligte Institution: Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, Universität zu Köln
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Clemens Kroneberg, Dr. Hanno Kruse, Kathrin Lämmermann, Sven Lenkewitz, Andrea Meckel, Mark Wittek
Förderung durch: European Research Council (ERC Starting Grant)
Homepage: SOCIALBOND
Keywords: Integration – soziale Netzwerke – Identitäten – sozio-kulturelle Vielfalt
Cognitive Enhancement in Deutschland: Verbreitung, Beschaffungsstrategien, Ursachen und Implikationen
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „Cognitive Enhancement in Deutschland: Verbreitung, Beschaffungsstrategien, Ursachen und Implikationen“ untersucht die die Verwendung von apothekenpflichtigen, verschreibungspflichtigen und illegalen Substanzen (wie Koffeintabletten, Methylphenidat oder Amphetaminen) zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit ohne klinische Indikation. Die Panelstudie untersucht die Verbreitung der Einnahme solcher Substanzen, Ursachen des Konsums und Beschaffungswege. Bei der Erklärung des Konsums sollen Faktoren wie Merkmale der verwendeten Substanzen, Personenmerkmale und soziale Einflüsse erforscht werden. Damit soll ein besseres Verständnis des Phänomens geschaffen werden und die empirische Basis für Entscheidungen hinsichtlich Interventionen und Prävention erweitert werden.
Status: laufend seit 2018 (bis voraussichtlich 2021)
beteiligte Institution: Universität zu Köln, Institut für Soziologie und Sozialpsychologie Universität Erfurt, Staatswissenschaftliche Fakultät
beteiligte Forscher/innen: Dr. Sebastian Sattler, Prof. Dr. Guido Mehlkop, Dipl.-Soz. Floris van Veen, B.A. Fabian Hasselhorn
Förderung durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Homepage: Cognitive Enhancement in Deutschland
Keywords: Kognitive Leistungssteigerung – Medikamentenmissbrauch – Drogenmissbrauch – verschreibungspflichtige Medikamente – Beschaffungskriminalität – Entscheidungsfindung
Prof. Dr. Frank Neubacher
Radikalisierung im digitalen Zeitalter (RadigZ)
Das Projekt analysiert, inwieweit Internetpropaganda eine Radikalisierung in der realen (Offline-)Welt bedingt bzw. fördert. Dabei interessieren Radikalisierungsverläufe als Prozesse, die im Grundsatz reversibel sind und auch in Deradikalisierung münden können. Es handelt sich um ein Teilvorhaben des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektverbundes.
Status: laufend seit 03/2017 (bis 08/2020)
beteiligte Institutionen: Institut für Kriminologie, Universität zu Köln & Deutsche Hochschule der Polizei, Münster (Prof. Dr. Thomas Görgen) & Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) u.a.
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Frank Neubacher, M.A., Dr. Nicole Bögelein, Dipl.-Soz. Jana Meier, M.A.
Förderung durch: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Homepage: RadigZ
Keywords: Rechtsextremismus – Islamismus – Internet – Ideologie – Netzwerke – Radikalisierung – Deradikalisierung
PD Dr. Daniel Seddig
Die Impfbereitschaft in der COVID19-Pandemie: Wertepräferenzen, institutionelles Vertrauen und geplantes Verhalten
Das Projekt widmet sich der Impfbereitschaft während der COVID19 Pandemie in Deutschland. Wir verwenden zur Erklärung der Impfbereitschaft als sozialpsychologisches Handlungsmodells die Theorie geplanten Verhaltens und berücksichtigen als "Hintergrundfaktoren" menschliche Werte, Vertrauen in politische und wissenschaftliche Institutionen, die Akzeptanz von Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sowie der Glaube an Verschwörungstheorien. Kriminologisch relevant ist in diesem Projekt der Fokus auf die Bereitschaft die Corona-Regeln zu befolgen sowie die Zusammenhänge zwischen der Impfbereitschaft, Pandemiewahrnehmung und Drogenmissbrauch.
Status: laufend seit 2021 (bis voraussichtlich 2022)
beteiligte Institutionen: Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, Universität zu Köln
beteiligte Forscher/innen: PD Dr. Daniel Seddig, Dr. Dina Maskileyson, Prof. Dr. Eldad Davidov, Prof. em. Dr. Peter Schmidt, Prof. em Dr. Icek Ajzen
Förderung durch: Fritz Thyssen Stiftung
Keywords: COVID19 – Impfbereitschaft – Werte - Vertrauen - Corona-Regeln - Drogenmissbrauch
Dr. Nicole Bögelein
Justiz und Institutioneller Rassismus - Phänomen, Erscheinungsformen, Intervention (JuRa)
Die Studie untersucht, wie Gerichte in der Praxis der Rechtsanwendung institutionellen Rassismus ausüben und manifestieren.
Institutioneller Rassismus beschreibt das kollektive Scheitern einer Institution, bestimmte Gruppen angemessen zu behandeln aufgrund von deren Hautfarbe, Herkunft oder Kultur. Institutioneller Rassismus meint nicht rassistische Einstellungen Einzelner, er ist wesentlich diffuser und ungleich wirkmächtiger. Während das Justizsystem und seine Akteur:innen häufig annehmen, durch das Einhalten rechtsstaatlicher Verfahren würde das Prinzip der Gleichbehandlung erreicht, werden außerrechtliche Realitäten und deren Wirkung ignoriert: Wiederholt zeigte empirische Forschung, dass nicht-deutsche Staatsangehörige härtere Strafen erhalten (eher Freiheits- statt Bewährungsstrafen, längere Freiheitsstrafen, mehr Tagessätze).
Vor diesem Hintergrund untersucht JuRa, was Auslöser einer solchen strukturellen Benachteiligung ist. Das Ziel der Studie besteht darin, konkrete Erscheinungsformen und Praktiken von institutionellem Rassismus im Justizsystem zu identifizieren. Methodisch nutzt das Projekt Gerichtsbeobachtungen, Gruppendiskussionen mit justiziellen Akteur:innen und Interviews mit Menschen mit Rassismuserfahrung.
Status: laufend seit 01/2022 (bis voraussichtlich 12/2025)
beteiligte Institutionen: Institut für Kriminologie, Universität zu Köln; Justice Collective e.V., Berlin
beteiligte Forscher/innen: Dr. Nicole Bögelein, Dyana Rezene, Mitali Nagrecha, Aino Korvensyrjä
Förderung durch: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Homepage: JuRa
Keywords:
Dr. Amina Hoppe
Kollektivphänomene im digitalen Raum - Kriminologische Dimensionen und strafrechtliche Herausforderungen
Das Projekt analysiert kollektive Phänomene des digitalen Raums am Beispiel des Netzwerks Twitter. Hierfür wurden über sechs Monate die aufkommenden Themen im deutschsprachigen Twitter-Netzwerk anhand der verwendeten Hashtags sowie die Struktur der beteiligten Accounts erhoben. Im Rahmen des Projekts werden anhand statistischer Werte und Textanalysen grundlegende Eigenschaften dieser thematischen Wellen sowie ihr inhaltlicher und sprachlicher Verlauf erfasst. Mithilfe von Methoden der sozialen Netzwerkanalyse wird darüber hinaus die Struktur der beteiligten Akteure analysiert und ermittelt, wie stark die Akteure in der konkreten Debatte interagieren und ob darüber hinaus längerfristige Verbindungen zwischen ihnen bestehen. Anschließend wird diskutiert, ob die geltenden Regelungen hinsichtlich der Strafbarkeit der einzelnen und insbesondere zentraler Akteure und die strafrechtliche Zurechnungssystematik den Kollektivphänomenen des digitalen Raums gerecht werden können und wo möglicherweise Anpassungen notwendig sind.
Status: laufend seit 2021 (bis voraussichtlich 2025)
beteiligte Institutionen: Institut für Kriminologie, Universität zu Köln
beteiligte Forscher/innen: Dr. Amina Hoppe
Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft
Homepage: Kollektivphänomene im digitalen Raum
Keywords: Kollektivphänomene – Internet – Twitter – Rechtsgüter des digitalen Raums
Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW
Kriminalitätsaufkommen und Stresserleben in der Kriminalpolizei NRW (FoKuS Kripo)
Das Forschungsprojekt Kriminalitätsaufkommen und Stresserleben in der Kriminalpolizei NRW (FoKuS Kripo) hat Arbeitsprozesse, Belastungsfaktoren im Arbeitsalltag, insbesondere das Beanspruchungs- und Erfolgserleben, aber auch daraus resultierende Steuerungsmöglichkeiten zum Gegenstand.
Zentral wird im Projekt der Einfluss objektiver Belastungen, insbesondere der Kriminalitätsentwicklung auf die kriminalpolizeiliche Arbeitsbelastung in NRW analysiert. Daneben werden weitere Arbeitsprozesse auf Organisationsebene untersucht. Hierbei stehen insbesondere Einflüsse gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen und Trends wie die Digitalisierung, der demografische Wandel und die Veränderung von Arbeitsformen im Mittelpunkt. Nicht zuletzt wird auf der subjektiven, individuellen Ebene der Mitarbeitenden der Kriminalpolizei untersucht, inwiefern diese potenziellen Belastungsfaktoren sich auf deren persönliches Empfinden von Erfolg und Beanspruchung auswirken.
Den heterogenen Dimensionen des Untersuchungsgegenstandes entsprechend, ist Projekt FoKuS Kripo als Multimethodenstudie konzipiert. Qualitative Methoden, wie Interviews, Gruppendiskussionen oder teilnehmende Beobachtungen, sind ebenso vorgesehen, wie freiwillige und anonyme quantitative Befragungen aller Mitarbeitenden in der nordrhein-westfälischen Kriminalpolizei sowie von Studierenden des Fachbereichs Polizei der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) NRW. Handlungsempfehlungen werden auf Basis der Befunde in Workshops mit Praxisvertreterinnen und -vertretern erarbeitet.
Status: laufend seit 06/2022 bis 09/2024
beteiligte Institution: Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) NRW
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Stefan Kersting, Julia Erdmann, M.A., Prof. Dr. Daniela Pollich, Prof. Dr. Michael Reutemann, Virginia Iwan-Schmitt, M.Sc., Kira-Isabell Pelloth, M.A., Kimberly Hoberg, B.Sc.
Förderung durch: Ministerium des Inneren des Landes Nordrhein-Westfalen
Homepage: FoKuS Kripo
Keywords: Polizeiforschung – Kriminalpolizei – Kriminalitätsaufkommen – Belastung – Arbeitspsychologie – Organisationssoziologie
Die deeskalierende Wirkung von Bodycams im Wachdienst der Polizei Nordrhein-Westfalen
Vor dem Hintergrund der politischen Diskussion um steigende Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte (PVD) wird die Hypothese diskutiert, dass offene Audio- und Videoaufzeichnungen durch PVB eine deeskalierende Wirkung entfalten und Gewaltdelikte gegen PVB reduzieren können. Grundlage für diese Vermutung ist die Annahme, dass Menschen sich eher normkonform verhalten, wenn sie sich der Beobachtung durch andere bewusst sind. Die präventive und deeskalierende Wirkung sichtbar am Körper getragener Aufzeichnungsgeräte (Bodycams) auf Adressaten polizeilicher Maßnahmen im Wachdienst der Polizei ist bisher noch nicht in dem Umfang erforscht, dass belastbare Erkenntnisse für polizeirechtliche, polizeistrategische und polizeitaktische Entscheidungen vorliegen. Dies gilt insbesondere für alltägliche Einsatzsituationen, z.B. im häuslichen Bereich.
Mit der Einführung des § 15c in das Polizeigesetz NRW wurde die erforderliche Rechtsgrundlage im Land NRW für den offenen Einsatz von Bodycams sowohl im öffentlichen Raum als auch in privaten Räumen geschaffen. Die Auswirkungen dieser Vorschrift und die praktische Anwendung sollen gem. § 15c PolG NRW bis zum 30.06.2019 durch die Landesregierung unter Mitwirkung einer oder eines unabhängigen sozialwissenschaftlichen Sachverständigen und einer oder eines polizeiwissenschaftlichen Sachverständigen im Rahmen einer Wirkungsanalyse geprüft werden. Zur Beantwortung der Forschungsfragen kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Für den kausalen Nachweis der deeskalierenden Wirkung wurde u.a. ein randomisiertes Verfahren entwickelt und eingesetzt, dass es ermöglicht, die Straftaten zum Nachteil von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten zwischen der Kontroll- (Dienstschichten ohne Einsatz von Bodycams) und der Experimentalgruppe (Dienstschichten mit Einsatz von Bodycams) zu vergleichen. Daneben werden die Einstellungen und Erfahrungen der beteiligten Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten im Projektverlauf mehrfach mittels quantitativer und qualitativer Befragungen erhoben. Bürgerbeschwerden und die durch den Einsatz der Bodycam entstandenen Aufnahmen werden mit einem Auswerteraster analysiert
Status: laufend seit 05/2017 (bis voraussichtlich 05/2019)
beteiligte Institution: Institut für Polizei- und Kriminalwissenschaften der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW
beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Stefan Kersting, Prof. Dr. Thomas Naplava, Prof. Dr. Michael Reutemann, Dr. Carola-Scheer-Vesper, Marie Heil
Förderung durch: Auftraggeber Ministerium des Inneren des Landes Nordrhein-Westfalen, Projektbetreuung durch Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD NRW)
Homepage: IPK
Keywords: Bodycam – Gewalt gegen Polizeibeamte – Deeskalation – Wirkungsevaluation – Polizeiforschung – Wachdienst
Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle LKA NRW
Prävention von „Clankriminalität“
Die Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen befasst sich mit einem Projekt zur Erforschung von Kriminalität arabischstämmiger Großfamilien („Clankriminalität“). In dem Projekt geht es um die „Bestandsaufnahme und Analyse nationaler und internationaler Präventionsansätze“. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die KKF untersucht ebenfalls Präventionsansätze aus ähnlichen Phänomenbereichen oder der Extremismusforschung. Es wird geprüft, ob diese Ansätze auf den Bereich der "Clankriminalität" übertragen werden können. Die Erhebung und Auswertung der Ansätze erfolgt mehrstufig in Form von:
- Experteninterviews
- Workshops mit Experten aus Praxis und Forschung und
- einer darauf aufbauenden Analyse hinsichtlich des Erfolgspotentials ausgewählter Ansätze.
Abschließend werden aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen, Handlungsempfehlungen und Präventionsstrategien für die Praxis entwickelt.
Status: laufend seit 2020
beteiligte Institution: Teildezernat 32.4 „Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle“ (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen
beteiligte Forscherin: Dr. Maike Meyer, Franziska Franz, Alexander Wollinger
Förderung durch: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Homepage: LKA NRW
Keywords: Clankriminalität – Prävention
Jugendgewalt an Schulen
Das Forschungsprojekt basiert auf einer Analyse von Hellfelddaten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen für den Zeitraum 2010-2019, Literaturstudien sowie ergänzenden qualitativen Interviews mit Akteuren u.a. aus Schule, Polizei und Wissenschaft zu Ursachen und Präventionsmöglichkeiten von Jugendgewalt an Schulen. In einem Teilprojekt erfolgt eine Kooperation mit dem Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität zu Köln, unter der Leitung von Prof. Dr. Clemens Kroneberg. Dort wird parallel ein von der DFG gefördertes Forschungsprojekt zum Thema „Jugenddelinquenz in urbanen schulischen und wohnräumlichen Kontexten“ durchgeführt. Diese Kooperation erlaubt es, neben den Hellfelddaten auch mit hohen wissenschaftlichen Standards erhobene Dunkelfelddaten zu Jugendgewalt miteinzubeziehen.
Status: laufend seit 2020 (bis voraussichtlich 2023)
beteiligte Institution: Teildezernat 32.4 „Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle“ (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen, Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität zu Köln
beteiligte Forscherin: Dr. Maike Meyer, Kai Daubitz, M.A., Prof. Dr. Clemens Kroneberg, Dipl.-Soz. André Ernst
Homepage: LKA NRW
Keywords: Jugendgewalt – Schule – Hellfeld – qualitative Interviews
Sexuelle Gewalt gegen Frauen
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Fällen sexueller Gewalt gegen Frauen durch männliche Einzeltäter und Gruppen, bei denen zum Tatzeitpunkt keine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer bestand. Im Fokus stehen dabei Fälle sexueller Übergriffe, sexueller Nötigung und Vergewaltigung gemäß § 177 StGB. Im Rahmen des auf drei Jahre angelegten Projektes werden sechs Ziele verfolgt:
- Deskriptive Beschreibung der Kriminalitätslage und -entwicklung
- Analyse von Opfer-, Tat- und Tätermerkmalen
- Analyse der polizeilichen Sachbearbeitung
- Analyse der Zuverlässigkeit von Opferaussagen
- Erweiterung des Kenntnisstandes zu Opferschutz und Opferbedürfnissen
- Bewertung der Aussagekraft und Qualität der Datenbestände
Zur Umsetzung dieser Ziele werden unterschiedliche Datenbestände und Forschungsmethoden verwendet. So werden zum einen staatsanwaltschaftliche Ermittlungsakten, polizeiliche Daten, Daten aus dem Bundeszentralregister und Daten aus dem Melderegister ausgewertet. Außerdem werden Interviews mit Opfern, polizeilichen Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern sowie mit Psychologinnen und Psychologen aus dem psychologischen Dienst der Justizvollzugsanstalten und Maßregelvollzugseinrichtungen des Landes NRW sowie Gruppendiskussionen mit Expertinnen und Experten der Bereiche Opferschutz und strafrechtliche Ermittlungsverfahren geführt.
Status: laufend seit 2018 (bis voraussichtlich 2023)
beteiligte Institution: Teildezernat 32.4 „Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle“ (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen, Institut für Polizei- und Kriminalwissenschaften (IPK) der FHöV NRW & Fachhochschule Münster
beteiligte Forscherin: Dr. Maike Meyer, Prof. Dr. Daniela Pollich, Prof. Dr. Ruth Linssen, Prof. Dr. Kerstin Feldhoff
Homepage: LKA NRW
Publikationen: Überblick
Keywords: Vergewaltigung – Sexuelle Nötigung – Sexuelle Übergriffe – Sexuelle Belästigung – Neues Sexualstrafrecht – Opferschutz
Viktimisierungssurveys für das Land Nordrhein-Westfalen
In der Kriminalistisch-Kriminologischen Forschungsstelle des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen werden seit dem Jahr 2019 regelmäßig Viktimisierungssurveys durchgeführt. Hierbei handelt es sich jeweils um für das Land Nordrhein-Westfalen repräsentative Bürgerbefragungen zu Erfahrungen mit Kriminalität, Anzeigeverhalten, Kriminalitätseinstellungen (u.a. Sicherheitsgefühl) und Erfahrungen mit der Polizei und Hilfsangeboten. Im Jahr 2019 wurden 60.000 in Nordrhein-Westfalen lebende Bürgerinnen und Bürger mit dem Fokus auf physische, psychische und sexuelle Gewalt befragt. Im Jahr 2020 startete der Bund den über den europäischen Sicherheitsfond kofinanzierten periodisch angelegten Viktimisierungssurvey „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland (SKiD). Dieser wird in einem Turnus von zwei Jahren fortgeführt, wobei die zweite Erhebungswelle außerplanmäßig erst im Jahr 2024 durchgeführt wird. Den Ländern steht es frei, sich im Rahmen dieser Studie mit einer Stichprobenaufstockung zu beteiligen. In Nordrhein-Westfalen wurden in der ersten Erhebungswelle Ende 2020 rund 38.000 und werden in der zweiten Erhebungswelle Anfang 2024 rund 40.000 Bürgerinnen und Bürger befragt. Ein Schwerpunkt in der ersten Erhebungswelle lag in Nordrhein-Westfalen auf dem Thema „Sicherheit im öffentlichen Raum“. In der zweiten Erhebungswelle wird der Fragebogen in Nordrhein-Westfalen um ein Sondermodul zum Thema Zivilcourage und Notrufverhalten ergänzt.
Status: laufend seit 2019
beteiligte Institution: Teildezernat 32.4 „Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle“ (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen
beteiligte Forscherin: Dr. Maike Meyer, Lena Dahlen
Förderung durch: SKiD: Fond für die Innere Sicherheit der Europäischen Union
Homepage: LKA NRW
Keywords: Viktimisierung – Opfererfahrungen – Anzeigeverhalten – Kriminalitätsfurcht – Bürgerbefragung
System zur Kriminalitätsauswertung und Lageantizipation (SKALA)
Das LKA NRW führte zum Thema Predictive Policing exemplarisch am Delikt Wohnungseinbruchdiebstahl das Projekt SKALA durch. Die Kriminalitätsprognosen wurden im Zeitraum 2015 bis 2018 in sechs nordrhein-westfälischen Polizeibehörden getestet. Ziel des Projektes war es, die Möglichkeiten und Grenzen der Prognose von Kriminalitätsbrennpunkten sowie die Effizienz und Effektivität darauf aufbauender polizeilicher Interventionen im Rahmen eines Pilotversuchs zu prüfen. Das Projekt wurde zum 01.02.2018 erfolgreich beendet. Das LKA NRW hat ein eigenes, unabhängiges System zur Kriminalitätsprognose entwickelt, das die Einsatzplanung von zentraler Stelle unterstützt und neue Ansatzpunkte für die Kriminalprävention bietet. Im Rahmen von SKALA werden Prognosen von Kriminalitätsrisiken auf Basis raumbezogener Daten für jedes Wohnquartier der Polizeibehörden erstellt. Die Behörden werden über Wohnquartiere mit erhöhtem Kriminalitätsrisiko informiert. Neben dem Wohnungseinbruch werden auch Prognosen für Einbruchdiebstahl aus Gewerbeobjekten sowie Prognosen für ausgewählte Kraftfahrzeugdelikte erstellt. Seit 2021 werden für alle Kreispolizeibehörden in NRW Kriminalitätsprognosen berechnet. SKALA hat sich zudem zu einem Forschungsbereich der Kriminalistisch-Kriminologischen Forschungsstelle des LKA NRW weiterentwickelt, in welchem der Fokus auf den Zusammenhang von Kriminalität und Raum gelegt wird. Damit liefert SKALA – über die Berechnung von Kriminalitätsprognosen hinaus – wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse für die Prävention und Bearbeitung von Kriminalität und unterstützt die Kreispolizeibehörden in NRW bei der Visualisierung von und Auswertung zu Kriminalitätsphänomenen. Aktuell laufen im Rahmen von SKALA unter anderem Projekte zu Brennpunktanalysen, Trendanalysen, Mikrosegmentanalysen, zur Risikobewertung im Hinblick auf das Phänomen Geldautomatensprengungen und zur Begehung von Kriminalitätsbrennpunkten/Angsträumen.
Status: laufend seit 2015
beteiligte Institution: Teildezernat 32.4 „Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle“ (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen
beteiligte Forscher/innen: Dr. Hanna Post, Dr. Katharina Schwarz, Dr. Jannis Heil, Dr. Kai Seidensticker, Isabel Krause, Lara Schwarz, Sebastian Kost
Homepage: LKA NRW
Keywords: Predictive Policing – Raumbezogene Forschung – Brennpunkte