Kriminologie in Nordrhein-Westfalen

Das Netzwerk der Kriminologinnen und Kriminologen in Nordrhein-Westfalen

   Universität Bielefeld      FH Münster      Ruhr-Universität Bochum     Universität Münster     Universität Siegen   

Universität Wuppertal     Universität zu Köln      HSPV NRW      KKF LKA NRW

Universität Bielefeld

Prof. Dr. Michael Lindemann

Fragen der Kronzeugenregelung und des Schutzes gefährdeter Zeugen

Im Auftrag des dem niederländischen Justizministerium angegliederten Wetenschappelijk Onderzoek- en Documentatiecentrum (WODC) führt das Institut für Strafrecht und Kriminologie der Universität Leiden eine rechtsvergleichende Untersuchung zu Fragen der Kronzeugenregelung und des Schutzes gefährdeter Zeugen durch. Als Kooperationspartner des Institutes ist Prof. Lindemann mit der Erstellung des deutschen Landesberichtes betraut. Im Rahmen des Projektes werden qualitative Interviews mit Akteuren aus Justiz, Polizei und Wissenschaft zum theoretischen Fundament und zur Anwendungspraxis der einschlägigen rechtlichen Regelungen durchgeführt. Es wird ein Projektbericht erstellt; darüber hinaus sollen die Ergebnisse 2018 in einer englischsprachigen Publikation veröffentlicht werden.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2016 bis 2018)

beteiligte Institutionen: Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie, Universität Bielefeld & Institut für Strafrecht und Kriminologie, Universität Leiden

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Michael Lindemann, Prof. Dr. Jan Crijns, Ass.-Prof.’in Marieke Dubelaar, Dr. Dave van Toor

Förderung durch: Wetenschappelijk Onderzoek- en Documentatiecentrum (WODC)

Homepage: WDOC (in niederländischer Sprache)

Publikationen: Überblick

Keywords: Rechtstatsachenforschung – Kronzeugenregelung – Zeugenschutzprogramm – Vergleich verschiedener Rechtssysteme

Viktimisierung, Recht und Opferschutz – Menschen mit psychischer Behinderung als Opfer von Gewalt – Multiperspektivische Analysen zu Viktimisierung und deren polizeilicher sowie justizieller Verarbeitung und Entwicklung konkreter Präventionsansätze

Menschen mit einer psychischen Behinderung weisen ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung erhöhtes Risiko auf, Opfer von Gewalt zu werden. Kommt es in diesen Fällen zu einer Strafanzeige, so bestehen in der anschließenden Interaktion zwischen den Betroffenen und Vertretern von Polizei und Justiz ebenfalls Konfliktpotentiale. Deren Aufbrechen kann wiederum zu einer Vertiefung der traumatischen Folgen der Gewalterfahrung für die Betroffenen führen (sog. sekundäre Viktimisierung). In dem Projekt „Viktimisierung, Recht und Opferschutz“ sollen daher die Erfahrungen sowohl der Betroffenen als auch der Institutionenvertreter mit Verfahren, die den Vorwurf einer entsprechenden Gewaltstraftat zum Gegenstand haben, untersucht werden. Durch die Zusammenführung der Perspektiven von Verletzten und staatlichen Entscheidungsträgern soll auch ermittelt werden, ob die Erfüllung des in der UN-Behindertenrechtskonvention normierten Anspruchs auf gleichberechtigten und wirksamen Zugang zur Justiz gewährleistet ist. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Beitrag gerichtet, den die Einführung eines Anspruches auf Beiordnung eines psychosozialen Prozessbegleiters (§ 406g Abs. 3 StPO) zum 1.1.2017 zur Vermeidung sekundärer Viktimisierungen von Gewaltopfern mit einer psychischen Behinderung zu leisten vermag. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse sollen die Grundlage für die Erarbeitung konkreter Präventionsansätze bilden, die zur Vermeidung einer erneuten Opferwerdung von Menschen mit einer psychischen Behinderung beitragen können.

Status: laufend seit 2018 (bis 03/2021)

beteiligte Institutionen: Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie, Universität Bielefeld & Evangelisches Klinikum Bethel gGmbH 

beteiligte Forscher: Prof. Dr. Martin Driessen (EVKB), Prof. Dr. Thomas Beblo (EVKB), Prof. Dr. Michael Lindemann (Universität Bielefeld)

Förderung durch: Stiftung Wohlfahrtspflege NRW

Homepage: ViReO

Publikationen: Überblick

Keywords: Rechtstatsachenforschung – Menschen mit psychischer Behinderung als Gewaltopfer – Sekundäre Viktimisierung – Psychosoziale Prozessbegleitung – UN-Behindertenrechtskonvention – Anspruch auf gleichberechtigten und wirksamen Zugang zur Justiz

Prof. Dr. Jost Reinecke

Die Behandlung fehlender Werte in komplexen Datensätzen

Social science methods are not restricted to the implementation of a survey design and the analysis of the observed data using standard methods. One important aspect concerns the data not observed and the question of whether the observed data are selective with respect to the intended inference. Thus, if data are not observed one important link in the line of argument is the proper handling of missing data. The ultimative goal therefore should be that the final analysis allows valid inferences and, as a secondary goal, to be able to make precise inferences. The project should help social scientists to draw less biased and more precise inferences based on complex large panel surveys as compared with available software.

The main goal of the project is to develop guidelines for handling missing data via multiple imputations in social science applications with complex surveys and to identify and to describe possible limitations. Two programs have been developed as R modules (Countimp and ImputeRobust) with properties necessary to multiply impute complex data sets efficiently which are not available with current software packages. These packages are able to consider the multilevel structure of panel data and/or special distributional assumptions of count data during the imputation phase. The project was part of the Priority Program on Survey Methodology (PPSM) located at the University of Bremen.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2009 bis 2014)

beteiligte Institutionen: Professur für Methoden der empirischen Sozialforschung mit dem Schwerpunkt quantitative Methoden, Universität Bielefeld & Institut für Psychologie, Arbeitsbereich Psychologische Methoden und Statistik, Universität Hamburg

beteiligte Forscher: Prof. Dr. Jost Reinecke, Prof. Dr. Martin Spieß

Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft

Homepage: Multiple Imputation

Keywords: Complex data structures – Panel surveys – Multiple imputation – Count data – Multilevel – R module

Die Entstehung und Entwicklung devianten und delinquenten Verhaltens im Lebensverlauf und ihre Bedeutung für soziale Ungleichheitsprozesse

Teilprojekt A2 des Sonderforschungsbereichs 882 „Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten“

Das Projekt untersucht mit dem Lebensverlaufsansatz aus psychologischer sowie soziologischer Perspektive die Entstehung devianten und delinquenten Verhaltens. Im Vordergrund steht hier der Zusammenhang zwischen der Entwicklung dieser Verhaltensweisen und der Verfestigung sozialer Ungleichheiten sowie sozialer Ausgrenzung. Es sollen sowohl Faktoren identifiziert werden, die "Ausstiegsprozesse" aus der Devianz und Delinquenz begünstigen als auch solche, die persistentes deviantes und delinquentes Verhalten fördern. Es werden hierzu zwei theoretische Ansätze berücksichtigt:

  1. Aus der Lebenslaufperspektive haben Sampson und Laub (Age-graded theory of informal social control) insbesondere den Aspekt der kumulierten Benachteiligungen (Ausgrenzungs- und Stigmatisierungsprozesse) als auch die Funktion von biographischen Wendepunkten hervorgehoben.
  2. Für den situationalen Aspekt des devianten und delinquenten Verhaltens sind die Hypothesen des Ansatzes von Wikström (Situational Action Theory) forschungsleitend. Zentrale Konstrukte sind die individuelle Neigung (Propensity) und die Gefährdung durch den Situationskontext (Exposure).

Die Datenerhebung des Forschungsprojektes ist als längsschnittliches, kombiniertes Kohorten-Sequenz-Design mit jährlichen Erhebungswellen an zwei Standorten (Nürnberg und Dortmund) über einen Zeitraum von drei Jahren (2012 bis 2014) konzipiert worden. Die junge Kohorte besteht aus Personen der 5., 6. und 7. Jahrgangstufe, die ältere Kohorte besteht aus Personen der 9., 10. und 11. Jahrgangstufe. Es wurde eine Stratifizierung (oversampling) von Personen aus Hauptschulen angestrebt. Die Stichprobe in Dortmund berücksichtigt alle zum Zeitpunkt 2012 vorhandenen, weiterführenden Schulformen (außer Förderschulen), die Stichprobe in Nürnberg ausschließlich Hauptschulen.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2012 bis 2016)

beteiligte Institutionen: Professur für Methoden der empirischen Sozialforschung mit dem Schwerpunkt quantitative Methoden, Universität Bielefeld & Institut für Psychologie, Lehrstuhl für Psychologische Diagnostik, Methodenlehre und Rechtspsychologie, Universität Erlangen-Nürnberg

beteiligte Forscher: Prof. Dr. Jost Reinecke, Prof. Dr. Mark Stemmler

Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft

Homepage: Chancen und Risiken

Keywords: Panelstudie – Kohortensequenzdesign – Jugendkriminalität – Ungleichheit – Age-graded theory of informal social control – Situational Action Theory

Dr. Steffen Zdun

Verlaufsprozesse von Delinquenz im Jugendalter und ihre individuellen und sozialstrukturellen Bedingungen

Der Großteil der Forschung der vergangenen Jahrzehnte zum Verlauf von Delinquenz im Jugendalter in Deutschland, aber auch auf internationaler Ebene besteht aus Erkenntnissen quantitativer Studien zum Ein-, An- und Ausstieg mit einem Fokus auf Ursachenmodelle und Verlaufsprognosen. Der einzelfallbezogenen Erforschung von Veränderungsprozessen der Delinquenz wird relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das Innovationspotenzial dieses Projekts besteht darin, den Forschungsstand um detaillierte Erkenntnisse der Dynamiken und Interaktionsprozesse mit zentralen Akteuren zu ergänzen, die im Jugendalter zum onset, Intensivierungen, Reduzierungen und desistance von Delinquenz beitragen können. Wir gehen davon aus, dass Veränderungen im Zusammenspiel einer Trias aus sozialer Einbettung, struktureller Einbettung sowie agency essentiell sind, um neue Erkenntnisse zum Delinquenzverlauf zu erlangen. Im Zentrum der Untersuchung stehen sozial benachteiligte Jugendliche im urbanen Raum. Mit der Methode der Grounded Theory werden wir zu zwei Befragungszeitpunkten wiederholt bei 35 jungen Männern mit unterschiedlich hohem Delinquenzaufkommen und aus zwei unterschiedlichen Altersgruppen in Berlin, Braunschweig und Duisburg retrospektive, aktuelle und prospektive Daten erheben. Hinzu kommen ebenfalls zu beiden Zeitpunkten wiederholte vertiefende, problemzentrierte Interviews mit 24 Vertrauten der Jugendlichen (Eltern, Lehrern/Arbeitgebern, Mitarbeitern aus Jugendtreffs und Stadtteilpolizisten) zwecks Validierung und inhaltlicher Ergänzung.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2011 bis 2013)

beteiligte Institutionen: TU Braunschweig

beteiligte Forscher/innen: Dirk Konietzka, Dr. Steffen Zdun, Jennifer Scholl

Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft

Keywords: Desistance – Verlaufsprozesse – Jugenddelinquenz

Soziale Konstellationen zur Erklärung von Gewalt

Ziel des Forschungsprojektes ist die empirische Verknüpfung von Charles Tittles Control Balance Theory und Wilhelm Heitmeyers Desintegrationstheorie, um durch die Kombination diverser theoretisch relevanter Katego¬rien von sozialen Erfahrungen, deren situativer Interpretation und daran anschließender Handlungen sowie des sozialen Kontextes Gewalt im Jugendalter besser voraussagen zu können. Wir gehen von einem großen Innovationspotenzial dieser Theorieverknüpfung aus, da diese nicht nur zu einer inhalt¬lichen Er¬gänzung führt, sondern auch darauf abzielt, genauere Annahmen über das Ausmaß individu¬ellen Ge¬waltaufkommens zu treffen. Um unsere Hypothesen zu prüfen, bedarf es empirischer Daten, die anhand einer qualitativen Vorstudie mit Fokusgruppen, aber vor allem in Form eines standardisier¬ten Surveys mit 2.000 Personen gewonnen werden sollen. Zur Vertiefung und Ergänzung der so gewonnenen Er-kenntnisse sind qua¬litative Interviews vorgesehen, in denen offene Fragen diskutiert werden können. Die Studie wird neben dem Vergleich der Ge¬schlechter und verschiede¬ner ethnischer Gruppen dem Vergleich der Erkenntnisse unter verschiede¬nen Rahmenbedingungen die¬nen, um die Aussagekraft der Daten zu steigern. Befragt werden Ju¬gendliche im Alter des Übergangs von der Jugend ins Erwachsenenalter, die Unsicherheiten in die¬sem Lebensabschnitt in modernen Ge-sellschaften berücksichtigend. Dieses Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit Charles Tittle durchgeführt.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2013 bis 2018)

beteiligte Institutionen: Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Universität Bielefeld

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, Dr. Steffen Zdun, Daniela Krause, Stefan Kanis

Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft

Homepage: Soziale Konstellationen

Keywords: Jugendgewalt – Desintegrationstheorie – Control Balance Theory

Gewalt bezogene Normen, Einstellungen und Überzeugungen junger Männer in hoch riskanten urbanen Stadtteilen

Ziel des Forschungsprojektes war es, den Mangel an empirischer Vergleichsforschung und theoretischen Erklärungsansätzen zu Gewalt bezogenen Normen junger Männer in urbanen Räumen, die durch ein hohes Gewaltniveau gekennzeichnet sind, in verschiedenen Regionen der Welt zu überwinden. Zu diesem Zweck haben wir Gewalt bezogene Normen, Einstellungen und Überzeugungen von gewaltbereiten und mainstream Jugendlichen in hoch riskanten urbanen Stadtteilen in Deutschland, Pakistan und Südafrika verglichen. Die Untersuchung erfolgte anhand von Fokusgruppeninterviews (vor und nach der Hauptuntersuchung), qualitativen Interviews mit Jugendlichen sowie mit Experten in den drei Ländern. Darüber hinaus führten wir im Anschluss Workshops mit lokalen Feldexperten durch, die nicht nur dazu beitragen sollten, unsere Erkenntnisse zu verbreiten, sondern auch die Feldarbeit dadurch zu komplettieren, dass man diese diskutiert und unsere Interpretationen verfeinert. Befragt wurden männliche Heranwachsende zweier Altersgruppen (12-16 und 17-21 Jahre), die unterschiedlich stark in gewalttätiges Verhalten involviert sind, um einen besseren Eindruck vom Spektrum Gewalt bezogener Normen, Einstellungen und Überzeugungen zu gewinnen.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2015 bis 2019)

beteiligte Institutionen: Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Universität Bielefeld

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, Dr. Steffen Zdun, Ahmed Al Ajlan, Simon Howell, Sebastian Kurtenbach, Abdul Rauf, Muhammad Zaman

Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft

Homepage: Gewaltbezogene Normen

Keywords: Street Code – Jugendgewalt

Die Dynamiken von Peer-Netzwerken und deren Einfluss auf Jugenddelinquenz

Ziel des Forschungsvorhabens war eine Untersuchung der Dynamiken von Peer-Netzwerken und deren Relevanz für Jugenddelinquenz sowie eines Wandels von Konfliktlinien - nicht zuletzt bzgl. der ethnischen Dimension - zwischen Jugendlichen im Kontext gewalttätiger Auseinandersetzungen. Es ging darum, die Prozesse dieser Netzwerkbildung und -veränderung, deren Rahmenbedingungen sowie deren Einfluss auf delinquentes Verhalten besser zu verstehen helfen. Um dies zu untersuchen wurde ein längsschnittliches qualitatives Methodendesign eingesetzt. Die Bearbeitung der Forschungsfragen beruhte weitgehend auf einer qualitativen Längsschnittuntersuchung von 40 männlichen Jugendlichen im Alter von 15 bis 18 Jahren. Zu vier Befragungszeitpunkten wurden diverse Themen abgefragt, um deren Wandel nachzuvollziehen, sowie ggf. die Veränderungen des Peer-Netzwerkes. Zur Vertiefung und Ergänzung der so gewonnenen Er¬kenntnisse waren qualitative Experteninterviews vorgesehen, in denen auch offene Fragen diskutiert wurden. Diese Interviews wurden nicht wiederholt durchgeführt und es waren insgesamt 20 vorgesehen mit Personen, die aus professionellen Gründen mit den Jugendlichen in Kontakt stehen.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2016 bis 2019)

beteiligte Institutionen: Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Universität Bielefeld

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Andreas Zick, Dr. Steffen Zdun, Denis van de Wetering

Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft

Homepage: Dynamiken Peer-Netzwerke

Keywords: Peer-Netzwerke – ethnische Offenheit – Jugenddelinquenz

Fachhochschule Münster

Prävention von Korruptionsrisiken in der niedersächsischen Polizei

Innerhalb einer Kooperation der Fachhochschule Münster mit der Kriminologischen Forschungsstelle (KFSt) im Landeskriminalamt Niedersachsen wird das Phänomen Korruption in der Polizei untersucht. Das Forschungsprojekt gliedert sich in drei Phasen. In der ersten Phase wurde angestrebt, Korruptionsrisiken in der Polizei anhand von Hellfelddaten und Experteninterviews zu umreißen. In der zweiten Phase schließt sich eine repräsentative, anonyme Dunkelfelderhebung zu Korruption in der Polizei an, die tatsächlich erlebte Fälle von Korruption oder korruptionsnahen Handlungen erhebt. Hier steht vor allem die Klärung, wo korrupte Handlungen beginnen, im Fokus. Ebenso der Umgang im Kollegenkreis oder innerhalb der Organisation mit solch problematischen Situationen. Mittels der Ergebnisse der Dunkelfelderhebung werden aktuell in Phase drei praxisnahe und wirksame, weil empirisch fundierte Präventionskonzepte vom Landeskriminalamt Niedersachsen entwickelt.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 01/2011 bis 04/2014)

beteiligte Institutionen: Fachbereich Sozialwesen, Professur für Soziologie und Recht, Fachhochschule Münster & Kriminologische Forschungsstelle, Landeskriminalamt Niedersachen

beteiligte Forscherin: Prof. Dr. Ruth Linssen

Homepage: Korruptionsrisiken

Keywords: Korruption – Korruptionsprävention – Dunkelfeld – Polizei

Studieren mittels Kurzvideos: Motivation zum Lesen, Reflektieren, Recherchieren

Das Projekt hat  praktische Konsequenzen aus  eigenen Messungen bei Studierenden ableiten, die gezeigt haben, dass die Lesekompetenzen von Studienanfängern verbesserungswürdig sind. Inhalt des Projekt ist das Erstellen kurzer (3-5 Min.) Videosequenzen, die anhand eines praktischen Falles entweder auf einen ausführlichen Einführungstext zum Thema und/oder auf die Anwendung bestimmter Gesetzestexte verweisen. In kleinen, mit Techniken wie simple show und animierten Figuren versehenen Sequenzen werden Fallbeispiele dargestellt und mit den entsprechenden Gesetzesvorschriften verknüpft und inhaltlich begründet. Ferner wird darin auf einen Begleittext verwiesen, der Fragen beantwortet, die der zuständige Sozialarbeiter sich in dem Beispielfall stellen könnte.

Ziel ist in erster Linie, dass Studierende den Umgang mit und die Anwendung von Gesetzestexten lernen und auch die praktische Relevanz von Informationen zu den bearbeiteten Themen erkennen (Fragen, die Klient stellen könnte). Dahinter steht in zweiter Linie auch das Ziel, die Studierenden mit Eigenmotivation zu vermehrter und intensiverer Textarbeit zu ermutigen (Verstehen, Reflektieren) und damit sukzessive auch die Lesekompetenz durch Übung und erneute Motivation zu verbessern.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 03/2016 bis 09/2017)

beteiligte Institution: Fachbereich Sozialwesen, Professur für Soziologie und Recht, Fachhochschule Münster

beteiligte Forscherin: Prof. Dr. Ruth Linssen

Homepage: Kurzvideos, Video 1, Video 2, Video 3, Video 4

Keywords: Blended Learning – Linssen Law Learning – Inverted Classroom – Strafrecht für Soziale Arbeit – Youtube

Ruhr-Universität Bochum

Prof. Dr. Ingke Goeckenjan

Flucht als Sicherheitsproblem

Die Studie soll das Ausmaß und die Entwicklung der registrierten Kriminalität und der eigenen Viktimisierungserfahrungen von Geflüchteten in Nordrhein‐Westfalen analysieren und die Befunde in einen Zusammenhang mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Bevölkerung und der in klassischen und neuen Medien veröffentlichten Meinung stellen. Dazu werden polizeiliche Daten zur Kriminalität und Viktimisierungserfahrung von Geflüchteten mit sozialräumlichen Daten in einen vergleichenden Zusammenhang gestellt und unter Einbeziehung von Ergebnissen thematisch verwandter empirischer Studien ausgewertet. Zudem soll eine Analyse klassischer und neuer (sog. „sozialer“) Medien und die Auswertung von Daten der Bochumer Sicherheitsstudien aus den Jahren 1976-2016 („Bochum I‐IV“) einen Vergleich der polizeilich vermittelten Kriminalitäts‐ und Viktimisierungslage mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ermöglichen.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2017 bis 2020)

beteiligte Institutionen: Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozessrecht & Lehrstuhl für Kriminologie & Lehrstuhl für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Ingke Goeckenjan (Projektleitung), Prof. Dr. Thomas Feltes, Prof. Dr. Tobias Singelnstein, Lara Schartau, MSc & M.A., Christian Roy-Pogodzik, M.A., Bettina Voußen

Förderung durch: Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW

Homepage: flucht.rub.de

Keywords: Geflüchtete – Flüchtlinge – Hellfeld – Registrierte Kriminalität – Sicherheitsgefühl – Viktimisierung – Medienanalyse

Universität Münster

Effekte jugendstrafrechtlicher Interventionen in Deutschland und England

In dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt „Effekte jugendstrafrechtlicher Interventionen in Deutschland und England“ sollen mit den Daten zweier Panel-Studien aus Deutschland (Kriminalität in der modernen Stadt (CrimoC), Universitäten Münster und Bielefeld) und England (Peterborough Adolescent and Young Adult Development Study (PADS+), University of Cambridge) die Effekte formeller Kontrollinterventionen auf die Delinquenz Jugendlicher im Hell- und Dunkelfeld untersucht werden. Ausgehend von der Annahme, dass das englische Jugendkriminalrechtssystem punitiver ausgerichtet ist als das deutsche, sollen einerseits mögliche delinquenzsteigernde Wirkungen formeller sozialer Kontrolle, andererseits auf Abschreckung oder Resozialisierung beruhende delinquenzmindernde Wirkungen untersucht werden.

Status: abgeschlossen (Laufzeit 2015 bis 2022)

beteiligte Institution: Institut für Kriminalwissenschaften, Professur für Kriminologie, Universität Münster

beteiligte Forscher: Prof. Dr. Klaus Boers, Dr. Marcus Schaerff, Dr. Florian Kaiser, M.A.

Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft

Keywords: Interventionseffekte – Abschreckung – Labeling – komparative Kriminologie

Universität Siegen

Prof. Dr. Bernd Dollinger

Folgen sozialer Hilfen

Was geschieht mit Menschen, denen professionell geholfen wird? Mit diesem Fokus zielt die Studie „Folgen sozialer Hilfen“ auf den Kern institutioneller Hilfeleistungen: ihre Folgen für die Adressatinnen und Adressaten. Aus einer Orientierung an deren Erfahrungsformen werden Folgen in den Arbeitsfeldern Jugendkriminalität, Behinderung und Migration sowie an der Schnittstelle von Jugendhilfe und Schule vergleichend analysiert. Unterschieden wird dabei die Eingriffsintensität einzelner Maßnahmen.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 10/2015 bis 09/2017)

beteiligte Institutionen: Fakultät II, Department Erziehungswissenschaft – Psychologie: Sozialpädagogik und Sozialarbeit, Universität Siegen & Fakultät II, Department Erziehungswissenschaft – Psychologie: Sozialisation, Jugendbildung, Lebenslaufforschung, Universität Siegen, Fakultät II, Department Erziehungswissenschaft – Psychologie: Sozialpädagogik, Universität Siegen

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Bernd Dollinger, Prof. Dr. Thomas Coelen, Prof. Dr. Chantal Munsch, Prof. Dr. Albrecht Rohrmann, Jennifer Buchna, Luzie Glide, M.A., Selina Heppchen, M.A., Dr. Hanna Weinbach, Dipl.-Soz.päd., Dipl.-Päd. Vesna Varga

Förderung durch: Landesmittel NRW

Homepage: Folgen sozialer Hilfen

Keywords: Jugendkriminalität – Folgen – soziale Hilfen – Adressatenorientierung

Jugendkriminalität im politischen Interdiskurs

Ziel der Untersuchung ist es, politische Diskurse mit Blick auf Transformationen des Verständnisses von Jugendkriminalität sowie hinsichtlich möglicher punitiver Tendenzen zu analysieren. Von Interesse ist dabei, inwieweit Diskurspositionen in Abhängigkeit von verschiedenen Parteizugehörigkeiten, aber auch grundsätzlich im Zeitverlauf und hinsichtlich verschiedener Täter- und Delinquenzbilder differieren. Analysiert werden alle Debatten zu Jugendkriminalität in Bundestag und Bundesrat sowie in vier Landtagen.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 07/2013 bis 08/2015)

beteiligte Institutionen: Department Erziehungswissenschaft – Psychologie: Sozialpädagogik und Sozialarbeit, Universität Siegen & Institut  für Public Health, Universität Bremen 

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Bernd Dollinger, Prof. Dr. Henning Schmidt-Semisch, Dipl.-Päd. Matthias Rudolph

Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft

Homepage: Jugendkriminalität 

Keywords: Jugendkriminalität – Punitivität – Kriminalpolitik

Straferfahrungen: Strafrechtliche Verurteilungen aus der Sicht von Jugendlichen und Heranwachsenden

Das Projekt zielt auf eine tiefgehende Analyse der Wahrnehmung und Interpretation von strafrechtlichen Urteilen durch Jugendliche und Heranwachsende. Im Zentrum stehen die Fragen: Wie nehmen Jugendliche bzw. Heranwachsende den Prozess des Strafverfahrens und das verhängte Urteil wahr? Wie erklären sie sich das Geschehene und welche Erwartungen haben sie bzgl. zukünftiger Ereignisse? Welchen Veränderungen unterliegen ihre Identitäten im Kontext eines strafrechtlichen Verfahrens?

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 06/2015 bis 05/2017)

beteiligte Institutionen: Fakultät II, Department Erziehungswissenschaft – Psychologie: Sozialpädagogik und Sozialarbeit, Universität Siegen & Fakultät III, Department Wirtschaftsrecht, Bürgerliches Recht mit dem Schwerpunkt Familienrecht einschließlich freiwillige Gerichtsbarkeit und Kinder- und Jugendhilferecht, Universität Siegen

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Bernd Dollinger, Prof. Dr. Tobias Fröschle, Luzie Glide, M.A., Selina Heppchen, M.A.

Förderung durch: Landesmittel NRW

Homepage: Straf-Erfahrungen

Keywords: Jugendkriminalität – Hauptverhandlung – Narrationen – Verurteilung

Jun.-Prof. Dr. Dörte Negnal

RESIST - Resilienz im Strafvollzug

Mit dem aufkommenden Diskurs um die Radikalisierung in Haft wird die Handlungsaufforderung an den Strafvollzug und die hier tätigen Mitarbeiter*innen explizit, neben resozialisierenden Maßnahmen Sicherheit aktiv hervorzubringen, indem eine Radikalisierung von Inhaftierten verhindert bzw. unterbrochen werden soll.
Ansätze zur Erklärung des Phänomens haben dabei fast ausschließlich das Individuum im Blick und arbeiten in einer defizitorientierten Perspektive heraus, wo der ‚falsche Abzweig‘ genommen und wie er korrigiert werden könnte. Radikalisierung wird angenommen, erkannt und bearbeitet, v. a. bei bekennenden Muslimen. Dabei geraten zwei Aspekte ins Hintertreffen. Zum einen bleibt implizit, wie sich das Wissen der Fachkräfte in der Deradikalisierungs- und Ausstiegsarbeit praktisch vollzieht. Wie bringen sie welches Wissen an? Wie sensibilisieren sie, klären auf und nehmen Setzungen vor? Zum anderen stellt Radikalität für viele Inhaftierte keine Option dar. Ihre Beteiligungen und ihr Repertoire bleiben ungehört. Es gibt also durchaus Widerständigkeiten gegen eine Radikalisierung. Diese einer Analyse zu unterziehen, ist Anliegen des aktuellen Vorhabens. Die ethnographische Arbeit begleitet multiperspektivisch die verschiedenen Beteiligten. Es werden sowohl Fachkräfte in der Deradikalisierungs- und Ausstiegsarbeit als auch Inhaftierte im Haftalltag begleitet. Das Vorhaben fragt nach den ermöglichenden Bedingungen für eine Problemgruppe und den Mechanismen, die das Zusammenspiel der alltäglichen und professionellen Methoden im Gefängnis organisieren.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 07/2019 bis 06/2022)

beteiligte Institution: Juniorprofessur für Sozialwissenschaftliche Kriminologie, Universität Siegen

beteiligte Forscher/innen: Jun.-Prof. Dr. Dörte Negnal, Faduma Abukar, Robert Thiele, Anna Sauerwein, Henrike Bruhn

Förderung durch: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Bundesprogramm „Demokratie leben!“)

Homepage: RESIST

Publikationen: Überblick

Keywords: Deradikalisierung – Strafvollzug – pädagogische Fachkräfte – Ethnographie – Ethnomethodologie

Praxisforschung zur polizeilichen Kriminalprävention

In dem deutsch-französischen kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekt CODISP (Concepts for the Development of Intelligence, Security and Prevention) wurde die Generierung und Zirkulation von Praxis-Wissen im Zuge der präventiven polizeilichen Arbeit untersucht. Wir fragten, wie Präventionsbeamtinnen und Präventionsbeamte:

  • vor Ort ihrer Arbeit nachgehen, d.h. Sozialräume erschließen, Beziehungen aufbauen, Bedarfe erarbeiten;
  • dabei Wissen anbringen und erheben sowie ihre Erfahrungen für die Polizeiorganisation verfügbar und nutzbar machen;
  • innerhalb der Polizeiorganisation die Präventionsbereiche gestalten und ausbauen.

Die ethnographische Forschung thematisierte die praktischen Bedingungen und Wechselwirkungen von Kriminalprävention und ermöglichte so eine (auch polizeiinterne) Auseinandersetzung mit ihrer konkreten Ausgestaltung.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2012 bis 2015)

beteiligte Institutionen: Institut für Soziologie, Universität Frankfurt a.M. & Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt Universität zu Berlin & Centre Marc Bloch

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Thomas Scheffer, Christiane Howe, Jun.-Prof.‘in Dr. Dörte Negnal, Eva Kiefer, M.A., Dr. Yannik Porsché

Förderung durch: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Homepage: CODISP

Keywords: Praxisforschung – ethnographische Forschung – polizeilichen Kriminalprävention

Universität Wuppertal

Kooperation Sicherheit Innenstadt/Döppersberg (KoSID)

Mit der städtebaulichen Neugestaltung des Döppersbergs realisiert sich in Wuppertal das zentrale und wichtigste Stadtentwicklungsprojekt der vergangenen Jahrzehnte. War der Bereich in der Vergangenheit ein unübersichtlicher und wenig attraktiver Zugang zur Elberfelder Innenstadt, so modernisiert die Stadt Wuppertal das Gebiet nun umfangreich im Hinblick auf Aufenthaltsqualität und Funktionalität. Mit den Baumaßnahmen soll ein Bahnhofsumfeld geschaffen werden, das Mobilitäts- mit Konsumfunktionen verbindet und den Döppersberg als Visitenkarte der Stadt aufwertet. Die Erwartungen der Stadtgesellschaft und Politik sind darauf ausgerichtet, ein ansehnliches Entree und Stadtbild zu erzielen, das den Aufwand der städtebaulichen Umgestaltung rechtfertigt. Ziel des Projekts ist es, durch wissenschaftliche Begleitung die Wirkungen tradierter Ordnungs- und Sicherheitsmaßnahmen und neu entwickelter Maßnahmen zu untersuchen. Auf dieser Basis soll festgestellt werden, mit welchen abgestimmten Maßnahmenpaketen der Stadtplanung, des Ordnungsamtes, der Verkehrsbetriebe, der Wirtschaft wie auch der Sicherheitsbehörden in einem neu gestalteten urbanen Raum zielgerichtet agiert werden kann.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 04/2019 bis 09/2022)

beteiligte Institution: Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit, Bergische Universität Wuppertal

beteiligte Forscher/innen: Dr. Tim Lukas, Benjamin Coomann, Saskia Kretschmer

Förderung durch: Stiftung Lebendige Stadt, Ministerium des Innern NRW, Stadt Wuppertal, Bergische Universität Wuppertal, Stadtsparkasse Wuppertal, Wuppertaler Verkehrsbetriebe

Homepage: KoSID

Publikationen: Überblick

Keywords: Stadtentwicklung – Kriminalprävention – kooperative Sicherheitsgewährleistung – urbane Sicherheit – Bahnhofsviertel

Sicherheit im Bahnhofsviertel (SiBa)

Angesichts der Vielfalt der Nutzungsinteressen von Anwohnern, Gewerbetreibenden, Pendlern, Reisenden und Randgruppen (z.B. Wohnungslosen und Suchtkranken) kennzeichnen Nutzungskonflikte und Gefährdungspotenziale die Bahnhofsviertel der Städte. Ihr schlechter Ruf war in den vergangenen Jahren vielerorts Ausgangspunkt kommunaler Bemühungen, das zentrumsnahe Umfeld der Bahnhöfe durch Konsum- und Wohnfunktionen nachhaltig aufzuwerten. Die Gewährleistung von Sicherheit ist dabei von zentraler Bedeutung. Das BMBF-Projekt SiBa richtet den Blick auf die vielgestaltigen Entwicklungen in Bahnhofsquartieren, die sich in einem Spannungsfeld bewegen, das mehrere Dimensionen der Sicherheit berührt. Um einen Beitrag zu ganzheitlichen Sicherheitskonzepten für Bahnhofsviertel zu leisten, werden aktuelle kriminalpräventive und städtebauliche Maßnahmen in den Städten Düsseldorf, Leipzig und München analysiert und praxisbezogene Hinweise für das Sicherheitshandeln erarbeitet, die über Webinare und Fortbildungsangebote aufbereitet und den Kommunen und Akteuren der Kriminalprävention und Stadtentwicklung zur Verfügung gestellt werden.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 08/2017 bis 12/2020)

beteiligte Institution: Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit, Bergische Universität Wuppertal & Stiftungsprofessur für Kriminalprävention und Risikomanagement, Eberhard-Karls-Universität Tübingen

beteiligte Forscher/innen: Dr. Tim Lukas, Prof. Dr. Rita Haverkamp

Förderung durch: BMBF (Forschung für die zivile Sicherheit)

Homepage: SiBa

Publikationen: Überblick

Keywords: Kriminalprävention – Stadtentwicklung – Bahnhofsviertel – soziale und ethnische Mischung – Gentrifizierung – subjektive (Un-)Sicherheitswahrnehmung

Resilienz durch sozialen Zusammenhalt – Die Rolle von Organisationen (ResOrt)

Internationale und nationale Studien zeigen, dass sozialer Zusammenhalt ein entscheidender Faktor für die Erhöhung der Resilienz der Bevölkerung im Krisen und Katastrophenfall ist. Die Erfahrungen vergangener Krisenereignisse zeigen aber auch, dass verschiedene Organisationen, die zur Verringerung von Vulnerabilität beitragen, diesen Faktor sehr unterschiedlich berücksichtigen. Das BMBF-Projekt ResOrt widmet sich vor diesem Hintergrund der Frage, welche Rolle der soziale Zusammenhalt in der Arbeit von Katastrophenschutzorganisationen, Wohlfahrtsverbänden, Nachbarschaftsorganisationen und Kommunalverwaltungen bei der Bewältigung von Krisen und Umbrüchen spielt. Darüber hinaus wird untersucht welche (sozialräumlichen) Entstehungsbedingungen die Stärkung des sozialen Zusammenhalts auf der Ebene von Stadtteilen und Nachbarschaften ermöglichen und wie der soziale Zusammenhalt durch die (kooperative) Arbeit von Organisationen gestärkt werden kann, um Krisen und Umbrüche zukünftig besser bewältigen zu können.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 10/2017 bis 12/2020)

beteiligte Institution: Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit, Bergische Universität Wuppertal & Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht, Ruhr-Universität Bochum & Generalsekretariat, Deutsches Rotes Kreuz, Generalsekretariat

beteiligte Forscher/innen: Dr. Tim Lukas, Prof. Dr.-Ing. Frank Fiedrich, Prof. Dennis Dijkzeul, Matthias Max

Förderung durch: BMBF (Forschungsprogramm „Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften“)

Homepage: ResOrt

Publikationen: Überblick

Keywords: Sozialer Zusammenhalt – community resilience – collective efficacy – Risikobeurteilung – local capacity building

Aspekte einer gerechten Verteilung von Sicherheit in der Stadt (VERSS)

Sicherheit und Unsicherheit sind nicht gleichmäßig und nicht für jeden gleich verteilt. Die Sicherheitslandschaft wird durch den Einsatz finanzieller und personeller Ressourcen abhängig von räumlichen Gegebenheiten, individuellen Einstellungen und politischen Entscheidungen unterschiedlich geformt. Das BMBF-Projekt VERSS widmete sich den Bedingungen der Verteilung von Sicherheit insbesondere in Hinblick auf öffentliche und private Maßnahmen der Kriminalprävention. Im Rahmen des Projektes wurde Vertrauen als entscheidender sozialer Parameter zur Herstellung und Gewährleistung von Sicherheit betrachtet. Dabei wurde sowohl das Vertrauen in rechtsstaatliche Institutionen, wie die Polizei, als auch das wechselseitige Vertrauen von Bewohner(inne)n innerhalb einer Nachbarschaft in den Blick genommen, um daraus „Leitlinien für eine gerechte Verteilung von Sicherheit in der Stadt“ zu entwickeln.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 06/2014 bis 09/2017)

beteiligte Institution: Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit, Bergische Universität Wuppertal & Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, Stiftungsprofessur für Kriminalprävention und Risikomanagement, Eberhard-Karls-Universität Tübingen & Katastrophenforschungstelle, FU Berlin

beteiligte Forscher/innen: Dr. Tim Lukas, Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn, Prof. Dr. Rita Haverkamp, Prof. Dr. Martin Voss

Förderung durch: BMBF (Forschung für die zivile Sicherheit)

Homepage: VERSS

Keywords: Sicherheit – Verteilungsgerechtigkeit – Kriminalprävention – Bürgerschaftliches Engagement – Vulnerabilität – Resilienz

Universität zu Köln

Prof. Dr. Clemens Kroneberg

Freundschaft und Gewalt im Jugendalter

Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts „Freundschaft und Gewalt im Jugendalter“ steht die Erklärung der Entwicklung, Aufrechterhaltung und Beendigung von Gewalthandeln bei Jugendlichen. Welche sozialen Faktoren beeinflussen die Entstehung von Freundschaften? Wie beeinflusst die Freundesgruppe die Ausbildung, Verfestigung und soziale Verbreitung gewaltförderlicher Einstellungen? Welche Bedeutung haben Freundschaftsbeziehungen für die Überführung von gewaltförderlichen Einstellungen in tatsächliches Gewalthandeln? Welche Rolle spielen hierbei schulische und außerschulische Bedingungen? Zur Beantwortung dieser Fragen wurden zwischen 2013 und 2016 jährlich Daten an weiterführenden Schulen in vier Städten des Ruhrgebiets erhoben (Gelsenkirchen, Gladbeck, Herten, Marl, Recklinghausen).

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2012 bis 09/2020)

beteiligte Institution: Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, Universität zu Köln

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Clemens Kroneberg, Dr. Harald Beier, André Ernst, Maria Gerth, Kathrin Lämmermann, Dr. Sonja Schulz

Förderung durch: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft

Homepage: FuGJ

Keywords: Jugenddelinquenz – Schulgewalt – Integration – Handlungstheorie – soziale Netzwerkanalyse

Prof. Dr. Frank Neubacher

Illegale Drogenmärkte außer- und innerhalb von Justizvollzugsanstalten

Dieses Projekt betrachtete illegale Drogenmärkte außer- und innerhalb von Justizvollzugsanstalten; dabei lag der Schwerpunkt auf dem Cannabishandel. Die gestellten Forschungsfragen lauteten: Wie gelangen die Drogen zu den Gefangenen? Bedienen sie sich hierfür der Kontakte, die für sie auch in Freiheit maßgeblich waren? Welche Akteure spielen sonst noch eine Rolle? Im Rahmen des qualitativen Projekts wurden bundesweit Gefangene bzw. Personen mit Hafterfahrung sowie Expertinnen und Experten aus Justiz und Polizei interviewt.

Es handelte sich um ein Teilvorhaben im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt „Drogen und organisierte Kriminalität (DROK)“ (Leitung Centre for Drug Research, Universität Frankfurt). Dieses erstreckte sich auch auf den internetbasierten Handel.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2014 bis 2016)

beteiligte Institutionen: Institut für Kriminologie, Universität zu Köln & Centre for Drug Research Frankfurt, Universität Frankfurt & Institut für Suchtforschung Frankfurt, Frankfurt University of Applied Sciences

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Frank Neubacher, M.A., Dr. Nicole Bögelein, Dipl.-Soz. Jana Meier, M.A.

Förderung durch: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Homepage: DROK

Keywords: Drogenhandel – Gefängnis – Subkultur

Vermeidung von Ersatzfreiheitsstrafen

Das Institut für Kriminologie der Universität zu Köln evaluierte Maßnahmen zur Vermeidung von Ersatzfreiheitsstrafen in NRW. Die Geldstrafe ist neben der Freiheitsstrafe die zweite Hauptstrafe des deutschen Rechts und die bei weitem am häufigsten verhängte Sanktion. Wird eine Geldstrafe von einem/einer Verurteilten nicht bezahlt, resultiert sie in einer Ersatzfreiheitsstrafe (s. § 43 StGB, §§ 459 ff. StPO). Eine verurteilte Person kann diese durch zwei Möglichkeiten abwenden: Der Geldbetrag kann entweder doch bezahlt werden oder es wird gemeinnützige Arbeit abgeleistet.

Eine Ersatzfreiheitsstrafe birgt für alle Beteiligten erhebliche Nachteile. Die verurteilte Person ist mit negativen persönlichen und sozialen Konsequenzen konfrontiert (Inhaftierung, Einschränkung sozialer Kontakte, möglicherweise Verlust des Arbeitsplatzes usw.). Aus Sicht des Staates „gehört“ der Geldstrafenschuldner eigentlich nicht in den Strafvollzug; die Verbüßung der Ersatzfreiheitsstrafe verursacht außerdem erhebliche Kosten. Im Rahmen unserer Studie evaluierten wir die Vollstreckungsabläufe und führten Interviews und Gruppendiskussionen mit Verurteilten, Rechtspflegerinnen und Rechtspflegern sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 06/2011 bis 06/2013)

beteiligte Institution: Institut für Kriminologie, Universität zu Köln

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Frank Neubacher, M.A., Dr. Nicole Bögelein, Dipl.-Soz. André Ernst

Förderung durch: Justizministerium Nordrhein-Westfalen

Homepage: EFS-Website

Keywords: Ersatzfreiheitsstrafe – Geldstrafe – Strafvollstreckung – gemeinnützige Arbeit –  freie Arbeit – Strafe – Evaluation

Gewalt und Suizid im Jugendstrafvollzug

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte Projekt befasst sich längsschnittlich mit Gewalt und Suizid im Jugendstrafvollzug. Methodisch wurden Fragebogen eingesetzt, Interviews mit Gefangenen geführt und Gefangenenpersonalakten ausgewertet. Die Ausdehnung der Forschung auf weibliche Jugendstrafgefangene erlaubt auch Aussagen über den Jugendstrafvollzug an jungen Frauen. An der Studie nahmen 882 junge Männer und 269 junge Frauen teil.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 05/2010 bis 01/2018)

beteiligte Institution: Institut für Kriminologie, Universität zu Köln

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Frank Neubacher, M.A., Dr. Verena Boxberg, Dipl.-Soz. André Ernst, Sarah E. Fehrmann, M.A., Dipl.-Psych. Jenny Häufle, Holger Schmidt, M.A., Daniel Wolter, M.A.

Förderung durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Homepage: Gewalt und Suizid

Keywords: Gewalt – psychische Gewalt – Mobbing – physische Gewalt – Körperverletzung – sexuelle Gewalt – Suizid – Suizidalität – Anpassungsstrategien – Pains of imprisonment – Importation – Deprivation – Verfahrensgerechtigkeit – Subkultur – Männlichkeitsvorstellungen – Täter-Opferrollen – Längsschnitt – Geschlechtervergleich   

Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW

Die deeskalierende Wirkung von Bodycams im Wachdienst der Polizei Nordrhein-Westfalen

Vor dem Hintergrund der politischen Diskussion um steigende Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte (PVD) wird die Hypothese diskutiert, dass offene Audio- und Videoaufzeichnungen durch PVB eine deeskalierende Wirkung entfalten und Gewaltdelikte gegen PVB reduzieren können. Grundlage für diese Vermutung ist die Annahme, dass Menschen sich eher normkonform verhalten, wenn sie sich der Beobachtung durch andere bewusst sind. Die präventive und deeskalierende Wirkung sichtbar am Körper getragener Aufzeichnungsgeräte (Bodycams) auf Adressaten polizeilicher Maßnahmen im Wachdienst der Polizei ist bisher noch nicht in dem Umfang erforscht, dass belastbare Erkenntnisse für polizeirechtliche, polizeistrategische und polizeitaktische Entscheidungen vorliegen. Dies gilt insbesondere für alltägliche Einsatzsituationen, z.B. im häuslichen Bereich.

Mit der Einführung des § 15c in das Polizeigesetz NRW wurde die erforderliche Rechtsgrundlage im Land NRW für den offenen Einsatz von Bodycams sowohl im öffentlichen Raum als auch in privaten Räumen geschaffen. Die Auswirkungen dieser Vorschrift und die praktische Anwendung sollen gem. § 15c PolG NRW bis zum 30.06.2019 durch die Landesregierung unter Mitwirkung einer oder eines unabhängigen sozialwissenschaftlichen Sachverständigen und einer oder eines polizeiwissenschaftlichen Sachverständigen im Rahmen einer Wirkungsanalyse geprüft werden. Zur Beantwortung der Forschungsfragen kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Für den kausalen Nachweis der deeskalierenden Wirkung wurde u.a. ein randomisiertes Verfahren entwickelt und eingesetzt, dass es ermöglicht, die Straftaten zum Nachteil von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten zwischen der Kontroll- (Dienstschichten ohne Einsatz von Bodycams) und der Experimentalgruppe (Dienstschichten mit Einsatz von Bodycams) zu vergleichen. Daneben werden die Einstellungen und Erfahrungen der beteiligten Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten im Projektverlauf mehrfach mittels quantitativer und qualitativer Befragungen erhoben. Bürgerbeschwerden und die durch den Einsatz der Bodycam entstandenen Aufnahmen werden mit einem Auswerteraster analysiert

Status: laufend seit 05/2017 (bis voraussichtlich 05/2019)

beteiligte Institution: Institut für Polizei- und Kriminalwissenschaften der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Stefan Kersting, Prof. Dr. Thomas Naplava, Prof. Dr. Michael Reutemann, Dr. Carola-Scheer-Vesper, Marie Heil

Förderung durch: Auftraggeber Ministerium des Inneren des Landes Nordrhein-Westfalen, Projektbetreuung durch Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD NRW)

Homepage: IPK

Keywords: Bodycam – Gewalt gegen Polizeibeamte – Deeskalation – Wirkungsevaluation – Polizeiforschung – Wachdienst

Cyberangriffe gegen Privatnutzer

Cybercrime ist bisher, v.a. aus kriminologischer Perspektive, wenig erforscht. Im Rahmen des Forschungsprojekts "Cyberangriffe gegen Privatnutzer" wird eine repräsentativen Dunkelfeldbefragung von 10.000 Einwohner/innen (ab 16 Jahre) in Niedersachsen durchgeführt. Erstmalig soll dabei eine umfangreiche Befragung stattfinden, die ausschließlich das Thema Cybercrime im Kontext der Personen- und Verhaltensmerkmale der Internetnutzer/innen untersucht und dabei die Vielzahl unterschiedlicher Cybercrime-Delikte berücksichtigt. Eine weitere Innovation des Vorhabens besteht darin, nicht nur Opferwerdung sondern auch Täterschaft in diesem Phänomenbereich zu erforschen. Aufbauend auf den Ergebnissen der Repräsentativbefragung sollen durch qualitative Interviews mit Betroffenen von Cybercrime vertiefende Kenntnisse über u.a. Prävention, Erfahrung mit Ermittlungsbehörden sowie die Anzeigebereitschaft generiert werden.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 10/2019 bis 09/2021)

beteiligte Institution: Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (Köln) & Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Gina Rosa Wollinger, Dr. Anna Isenhardt

Förderung durch: VW Stiftung

Homepage: Cybercrime

Keywords: Cybercrime – Privatnutzer – Duneklfeldbefragung – Opferwerdung – Täterschaft

Kriminalitätsfurcht und Angsträume in Gelsenkirchen – Eine qualitative Erhebung der Risikoperzeption auf Stadtteilebene

Im Zentrum des Forschungsprojekts steht die Frage nach dem Einfluss sog. Incivilities – sichtbare Verfallserscheinungen des städtischen Raums – auf die Risikoperzeption der Bewohnerinnen und Bewohner. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde auf Methoden der qualitativen Sozialforschung zurückgegriffen: Zum einen wurden leitfadengestützte Interviews und Gruppendiskussionen mit Stadtteilbewohnerinnen und -bewohnern, Geschäftsbetreibenden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ordnungsämter zu ihrer Risiko- und Sicherheitswahrnehmung geführt. Zum anderen wurden in verdeckt teilnehmenden, systematischen Beobachtungen die Incivilities erfasst. Schließlich haben ausgewählte Bewohnerinnen und Bewohner (Idealtypen nach dem Ergebnis der Interviews und Diskussionen) mit zur Verfügung gestellten Einwegkameras ihre Angsträume, denen sie in ihrem Alltag in Gelsenkirchen begegnen, dokumentiert. Die technikbedingten Einschränkungen der analogen Fotografie (insbesondere die Restriktion, dass Bilder nach der Aufnahme nicht unmittelbar kontrolliert oder später bearbeitet werden können) verhindern eine unerwünschte Inszenierung der fotografierten Situationen und Orte. So entstanden unverfälschte dokumentarische Momentaufnahmen aus dem Blickwinkel der jeweiligen Fotografen. Mit dem Forschungsprojekt leisen die Verantwortlichen einen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion über die Entstehung von Kriminalitätsfurcht auf kleinräumlicher Ebene und befördern zudem die Fotografie als Methode der qualitativen Datenerhebung im Zusammenhang in Deutschland bislang noch nicht sehr weit entwickelten „Kriminologie des Visuellen“.

Status: abgeschlossen

beteiligte Institution: Fachbereich Polizei, Fachgruppe Polizeiwissenschaften, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW, Studienort Gelsenkirchen

beteiligte Forscher: Prof. Dr. Christian Wickert, Prof. Dr. Stefan Kersting

Förderung durch: Institut für Polizei- und Kriminalwissenschaften der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW

Keywords: Kriminalitätsfurcht – Angsträume – Visuelle Kriminologie – Gelsenkirchen

Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle LKA NRW

Wohnungseinbruchdiebstahl (WED)

Das Forschungsprojekt WED basiert auf der Analyse von etwa 7.500 staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsakten des Wohnungseinbruchdiebstahls in Nordrhein-Westfalen aus den Jahren 2011 und 2012. Ziel des Forschungsprojektes war die Generierung von Tat- und Tatverdächtigentypen auf der Basis von polizeilichen Tatortinformationen. Untersuchungsleitend war die Frage, ob aus Informationen vom Tatort auf einen bestimmten Tätertyp geschlossen werden kann. Zu diesem Zweck war es insbesondere erforderlich, die unterschiedlichen Strukturen der ungeklärten Taten zu erhellen und mit denen der geklärten Taten zu vergleichen. Im Fokus standen dabei vor allem Indikatoren, die zur Differenzierung zwischen versierten und schlichten Begehungsweisen geeignet sind. Darüber hinaus wurden weitere Einzelfragen geprüft, wie beispielsweise die Rolle der Autobahnnähe bei der Tatobjektauswahl, die Anziehungskraft bestimmter Tatorte sowie die Struktur der Beute. Hierzu wurde auf der Homepage der KKF ein umfassender Ergebnisbericht Anfang 2017 publiziert. Im Rahmen des Projektes werden derzeit die polizeilichen Ermittlungen bei WED in Nordrhein-Westfalen analysiert.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2014 bis 2018)

beteiligte Institution: Teildezernat 32.4 „Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle“ (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen 

beteiligte Forscher/innen: Dr. Maike Meyer; vormals: Prof. Dr. Stefan Kersting, Prof. Dr. Sonja Willing

Homepage: LKA NRW

Keywords: Wohnungseinbruchdiebstahl – Aktenanalyse

Kriminalitätsmonitor NRW

Informationen über das Ausmaß, die Struktur und die Entwicklung des Kriminalitätsgeschehens in Nordrhein-Westfalen werden vorwiegend aus kriminalstatistischen Datensammlungen wie der Polizeilichen Kriminalstatistik und deliktsspezifischen Lagebildern gewonnen. Diese Informationen bilden eine wesentliche Basis für kriminalpolitische und -strategische Entscheidungen, lassen aber wesentliche Bereiche des Kriminalitätsgeschehens, nämlich diejenigen Straftaten, die den Institutionen der Strafverfolgung nicht bekannt werden, unbeachtet. Im LKA NRW wurde daher zwischen den Jahren 2007 und 2011 eine repräsentative Dunkelfeldstudie (Viktimisierungssurvey) durchgeführt. In vier Erhebungswellen (2007, 2008, 2009, 2011) wurden dabei Bürgerinnen und Bürger Nordrhein-Westfalens zu folgenden Themen befragt: (1) Opfererfahrungen, (2) Anzeigeverhalten, (3) Sicherheitsgefühl und Kriminalitätsfurcht und (4) Erfahrungen mit und Bewertung der Polizei. Ergebnisberichte zu den Phänomenen Wohnungseinbruch, tätliche Angriffe, Raub sowie Kriminalitätsfurcht wurden auf der Homepage der KKF publiziert.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2007 bis 2018)

beteiligte Institution: Teildezernat 32.4 „Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle“ (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen 

beteiligte Forscher/innen: Dr. Maike Meyer, Julia Erdmann, Prof. Dr. Thomas Naplava, Prof. Dr. Stefan Kersting, Prof. Dr. Daniela Pollich

Homepage: LKA NRW

Keywords: Viktimisierungssurvey – Opfererfahrungen – Anzeigeverhalten – Kriminalitätsfurcht

Neonatizid

Anlässlich einer ungeklärten Neugeborenentötung im Mai 2005 beschäftigte sich die KKF in Kooperation mit dem Sachgebiet „Operative Fallanalyse“ des LKA NRW mit Tat- und Tätermerkmalen des Neonatizid. Anfang 2007 wurden etwa 50 nordrhein-westfälische und niedersächsische Ermittlungsakten von geklärten und ungeklärten Taten mit Hilfe eines umfangreichen Erhebungsbogens analysiert. Um weitergehende und statistisch belastbare Aussagen treffen zu können, wurde Mitte 2007 ein bundesweites Anschlussprojekt begonnen, in dem 194 Fälle analysiert wurden. Im Mittelpunkt der Datenauswertungen standen unter anderem folgende Fragen: (1) Wie lassen sich die Kindsmütter im Hinblick auf soziodemografische Faktoren beschreiben, die auch zur Auswahl und Priorisierung von Personen im Rahmen von DNA-Reihenuntersuchungen herangezogen werden können? (2) Welches charakteristische Verhalten zeigen die Kindsmütter im Vorfeld der Tat, bei der Tatausführung selbst und im Nachtatverhalten? (3) Lassen sich aussagekräftige Zusammenhänge zwischen Aspekten der Tatbegehung und Eigenschaften der Kindsmütter identifizieren? (4) Welche Ermittlungsmaßnahmen wurden mit welchem Erfolg durchgeführt? Der Ergebnisbericht zu diesem Projekt wurde 2014 auf der Homepage der KKF publiziert.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2007 bis 2014)

beteiligte Institution: Teildezernat 32.4 „Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle“ (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen 

beteiligte Forscher/innen: Prof. Dr. Daniela Pollich, Julia Erdmann, Prof. Dr. Harald Kania, Prof. Dr. Michael Reutemann

Homepage: LKA NRW

Keywords: Neugeborenentötung – Neonatizid – Aktenanalyse

Raubüberfälle auf Geldinstitute

Raubüberfälle auf Geldinstitute unterscheiden sich in ihrer spezifischen Ausführung erheblich. Das zeigt sich beispielsweise in der Wortwahl der Täter, der Art und Weise der Gewaltanwendung, der Maskierung und im Zeitpunkt der Tat. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurde untersucht, ob und wie aus den spezifischen Tatausführungen Rückschlüsse auf den Täter gezogen werden können. Ziel der Untersuchung war es, das Wissen über das Phänomen der Raubüberfälle auf Geldinstitute durch alleinhandelnde Täter zu vertiefen, um aus diesem verbesserten Verständnis heraus Ansatzpunkte für die Optimierung der Ermittlungs- und Fahndungsarbeit der Polizei ableiten zu können. In der Untersuchung wurden Raubüberfälle auf Geldinstitute betrachtet, die zwischen den Jahren 2002 und 2006 durch alleinhandelnde Täter begangen wurden. Dazu wurden 106 Ermittlungsakten mit Hilfe eines umfangreichen Erhebungsbogens ausgewertet. Der Abschlussbericht zur diesem Projekt wurde im Jahr 2012 auf der Homepage der KKF publiziert.

Status: abgeschlossen (Laufzeit von 2011 bis 2012)

beteiligte Institution: Teildezernat 32.4 „Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle“ (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen 

beteiligter Forscher: Prof. Dr. Stefan Kersting

Homepage: LKA NRW

Keywords: Raub – Aktenanalyse

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